Kleid Solange {La Maison Victor}

Ja, das ist wirklich das Kleid Solange aus der La Maison Victor 4/2017. Von dem ursprünglichen Schnittmuster ist zwar nicht mehr viel übrig geblieben und alle, die denken, dass ihr Kleid so aussieht wie meins, wenn sie Solange nähen, werden wahrscheinlich überrascht sein - aber die Basis ist immerhin noch da. Eigentlich wollte ich gar nichts an dem Schnitt ändern, außer ihn vielleicht ein bisschen taillieren. Im Endeffekt ist nun aber der Ausschnitt und die Methode den Reissverschluss einzunähen anders, die Ärmel sind verschwunden, die Länge ist gekürzt und im Taillenbereich wurde relativ viel Stoff weg genommen. Tja, Solange es am Schluss passt, ne ;-)?
Aber zurück auf Anfang: ich hatte im Frühjahr einen Streifensweat (online nicht mehr auffindbar) bei Stoff und Stil bestellt und bin mal wieder auf Isoli reingefallen. Das ist kein richtiger Sweat, sondern eher festerer, nur leicht dehnbarer Strickstoff. Ich hab ehrlich keine Ahnung, wie mir das zweimal passieren konnte, denn das war schon bei diesem grünen Stoff von vor ein paar Jahren der Fall. Nun ja, der ursprüngliche Plan wurde verworfen und der Stoff zu einem Dasein mit unbestimmten Verwendungszweck und unbestimmter Verweildauer in meinem Stoffschrank verurteilt.



Dass es dann doch so schnell ging, lag an dem Schnittmuster Solange, das mir direkt ins Auge fiel. Mal eine ganz andere Silhouette für mich Skater Dress Girl. Normalerweise meide ich alles, was an den Hüften eng anliegend sein könnte, wollte aber auch mal mutig sein.

Uund weil ich in der LMV Facebook Gruppe eine Solange Kleid aus genau diesem Stoff gesehen habe fiel die Entscheidung plötzlich sehr schnell.

Wegen der Hüftgeschichte hab ich direkt von Größe 36 zu 38 ab der Hüfte über geblendet (und das war auch nötig, damit nichts zu eng sitzt). Dann hab ich erstmal brav alles geheftet. Und jede Menge überschüssigen Stoff überall weggenommen. Ich weiß, das Kleid sollte eigentlich eher locker sitzen, das war mir aber deutlich zu locker in der Taille. Toll fand ich die Teilungsnaht in der hinteren Mitte (gell, hab ich gut gepatternmatcht oder? Sieht man fast gar nicht :D). Da kann man nämlich super sein Hohlkreuz anpassen.

Ok, ein bisschen Stoff war also um die Taille geschwunden. Wieder alle Heftnähte aufgetrennt und ran an den Reissverschluss. Das wollte ich schon immer mal ausprobieren, denn Metallreissverschlüsse machen einfach was her. Ich hab ihn reingeheftet, so wie es die La Maison Victor Anleitung vorsah und es hat sowas von gar nicht geklappt. Unten am Reissverschlussende war ein doofer Hubbel, der tatsächlich machte, dass das Kleid vom Rücken abstand. Ging gar nicht.


Ich hab mich aber an die tolle Anleitung von Julia Jamei erinnert (wo man anhand von meinem Kommentar von März sehen kann wie lange ich das schon ausprobieren wollte und wie es manchmal eben dauert, bis das perfekte Projekt über den Weg läuft). Ich hab also, dank zu viel Stoff an der hinteren Mitte, einfach umdisponieren können und hab ihre Anleitung befolgt. Und was soll ich sagen, der Reissverschluss sitzt perfekt.


Nach der nächsten Anprobe und ein paar Whatsapp-Nachrichten mit Mama und Freundinnen stand dann der Entschluss, dass das Kleid keine Ärmel braucht. Ich hab also stümperhaft die Ärmelausschnitte angepasst (sprich: mich mit angezogenem Kleid vor den Spiegel gestellt und die Armausschnitte in von Orthopäden nicht gutgeheißener Haltung mit Frixionstift eingezeichnet). Die Schneiderpüppi ist da leider keine große Hilfe, so ganz ohne Arme. Ich hab dann gar nicht mehr in die Originalanleitung geschaut und einfach die Armausschnitte und den Halsauschnitt mit Ripsband versäubert.
Durch die ständige Anzieherei ist mir aber (mal wieder) was Dummes passiert: Der Halsausschnitt hat sich ziemlich ausgeleiert. Ich hab vergessen ihn durch „staystitching“ (ja, ich weiß immer noch nicht, wie das auf Deutsch heißt) oder mit Bügeleinlage zu stabilisieren. Das Ripsband hats natürlich nicht unbedingt besser gemacht. Ich stand also da mit einem mehr oder weniger fertigen Kleid aber mit schlimm ausgeleiertem Halsausschnitt. 


Eiiiigentlich dachte ich auch, da wär nix mehr zu holen, denn schon wieder eine Kellerfalte (so wie beim Etuikleid) wollte ich nicht und so lassen wäre auch nicht gegangen. Und dann hab ich einfach mal aus Spaß den ganzen Ausschnitt einmal eingeschlagen. Also einfach nach innen geklappt. Und plötzlich lag er wunderbar an. Sogar hinten, wo ich das Ende des Reissverschlusses inklusive Metallzähnchen mit einschlagen musste, sah es absolut passabel aus. Also einfach mal ganz fix abgesteppt und deklariert: das muss so, ich bin fertig!


Blöd nur, dass dann der Mann kam und mich darauf hingewiesen hat „dass die Armausschnitte aber schon ein bisschen abstehen!“. Stolzes Grinsen im Gesicht eingefroren. Ja, das Ripsband war im Nachhinein wohl doch keine so grandiose Idee. Oder meine Ausführung nicht ganz so gut. Nun ja, ich steh drüber und so schlimm find ich es auch gar nicht. Auf dem Bild unten links hab ich die Träger mal ein bisschen hochgezogen (in echt ist es nicht so dramatisch), damit ihr reingucken und das Ripsband sehen könnt, für den Fall, dass ihr euch, nachdem nun schon zum 4. Mal das Wort Ripsband gefallen ist, fragt, was zum Henker das überhaupt ist.


Dank meinem Hin und Her hat es deutlich länger gedauert, als man diesem recht einfachen Teil normalerweise zugestehen würde. Da es aber eeeendlich mal eine andere Silhouette für mich ist und Streifen eh immer gehen, seh ich da mal großzügig drüber hinweg.

Aber wisst ihr was? Ich bin nun echt happy, trotz Aufwand und unperfekter Kleinigkeiten. Und außerdem auch sehr happy, dass ich letzte Woche einen richtig warmen Tag abgepasst habe, um das neue Kleidchen nicht nur zu fotografieren, sondern auch auszuführen. Immerhin noch einmal diesen Sommer... Naja, wer ist auch so doof und näht Ende August noch ein kurzes, ärmelloses Kleid?

Bis bald,
eure Nina

Verlinkt bei MeMadeMittwoch, AfterWorkSewing, und Meertje

10 Kommentare:

  1. Das Kleid hat dich ja ganz schön auf Trapp gehalten... ;)
    Aber ich finde, es hat sich absolut gelohnt. Es steht dir super - im wahrsten Sinne des Wortes wie für dich gemacht.
    Bei deiner Schilderung des Ausschnittproblems musste ich schmunzeln. So Momente kennt jeder, der näht, oder nicht? Irgendjemand hat doch auch mal gesagt, wer näht, muss auch gut schummeln können :)
    Toll geworden!
    LG
    Friedalene

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  2. Das ganze Anpassen und ändern hat sich gelohnt finde ich. So was fällt mir noch sehr schwer. Es ist dein ganz eigenes kleid!

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  3. Hihi, ein schöner Post! Ich musste ganz schön schmunzeln, denn so ein Drama nach dem anderen und einen Anpassungsmarathon kennt wohl jede. Aber schön, dass du drangeblieben bist! Solange steht dir hervorragend und das mit den Ärmelausschnitten fällt wirklich nicht auf. Aber ich kenne das, mein Freund ist auch mein größter Kritiker, der gerne solche Kleinigkeiten entdeckt... Aber sie meinen es ja meist gut!
    Danke für den Link mit dem Reißverschluss! Das ist ne tolle Technik und sieht klasse aus. Das hab ich mir direkt gepinnt, damit ich es nicht vergesse.

    LG,
    Kathrin

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  4. Wunderschön! Schnitt und Stoff stehen dir echt gut. Das Kleid macht eine tolle Figur und der gestreifte Stoff, mit dem Reißverschluss am Rücken als Detail... ich bin verliebt ;-)

    LG, Daniela

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  5. Ja, die vermeintlich schnellen Projekte....und dann kommt es doch ganz anders, : ). Aber Hauptsache, das Ergebnis stimmt und das sieht in deinem Fall einfach klasse aus.
    LG von Susanne

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  6. trotz allem....
    ein tolles Kleid ist es geworden. Viel Freude damit.
    Liebe Grüße
    Christine

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  7. Die einfachen Sachen haben es manchmal in sich - allerdings ist das Kleid jetzt perfekt.
    Herzliche Grüße,
    Malou

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  8. Sehr schönes Kleid und perfekt an der Rückennaht die Streifen getroffen. So etwas gefällt mir und die Reißverschlusstips von Julia habe ich auch schon ausprobiert - funktioniert einwandfrei. Viellecht gibt es doch noch zwei, drei schöne Tage, damit das feine Kleid noch an die Sonne kommt... LG Ina

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  9. Staystitching heißt Stütznaht... Und ist sicher ein Umweg den viele nicht nehmen, außer es steht fett unterstrichen in der Anleitung! Aber du hast es schön gerettet, ein chices Kleid und das patternmatching ist wirklich der Hammer!

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  10. das ist ein ganz ganz wunderbares kleid und ich habe mit Spannung den Werdegang gelesen. wie schön, dass kleider nicht nur bei mir eine solche geschichte haben! Bussis Andrea (von liebedinge, die wieder mal am falschen pc sitzt)

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