Basic Shirt mit V-Ausschnitt

Capsule Wardrobe, Curated Closet, Slow Fashion. All das sind Stichwörter, die bestimmt jeder, der in der Nähcommunity unterwegs ist, schon mal gehört hat. Ständig gibt es neue Aktionen zum Mitmachen ( z.B. #2018DIYdontBuy oder #2018nofastfashion). Besonders in der Instagram Nähszene sieht man täglich neue Bilder zu den unterschiedlichsten Challenges aufpoppen.
Ich hab mir da ehrlich gesagt, nie groß Gedanken drum gemacht, ich nähe zum größten Teil, weil ich spontan Lust auf etwas habe, und nicht zu einem höheren Zweck. Viele Aktionen finde ich total toll und würde auch gerne selbst mitmachen, oftmals fehlt mir aber einfach die Zeit mich wirklich so damit zu beschäftigen, wie ich es gerne wollte. Und ich will mir einfach keinen Druck machen. Wenn ich mich zu etwas committe, will ich keine halben Sachen machen. Das kann sich nämlich schnell in Ansprüchen (von mir an mich selbst) verlieren, die dann den Spaß aus der Sache raus nehmen und zu Gedankenkarussels führen wie „Du solltest doch aber, Du hast ja noch gar nicht, Du kannst doch nicht einfach, bla bla bla.“ Erkennt sich da wer wieder?

So, was will ich aber eigentlich hiermit sagen, und was hat das mit meinem ersten V-Ausschnitt Shirt  zu tun? Eigentlich passt es so ziemlich zu allen oben genannten Aktionen. Früher bin ich einfach zu H&M gegangen, hab mir ein Basic Shirt oder eine neue Jeans gekauft, und genau deshalb freut es mich nun wahnsinnig, dass das nicht mehr nötig ist. In letzter Zeit hat es sich so langsam eingeschlichen, dass ich vor allem Basics und einfach kombinierbare Teile für mich nähen wollte. Sachen, die ich wirklich oft anziehe.

 


Wenn ich mir die letzten paar Teile anschaue, die ich genäht habe, sind eigentlich alle vor dem Hintergrund genäht worden, dass es nicht darum ging super schwere technische Herausforderungen zu meistern oder ständig ein neues Schnittmuster auszuprobieren, sondern vor allem bewährte Basics (meine Jeans, mein Knopfleistenshirt, mein Traumanzug) für den Alltag zu produzieren. Damit ich sie mir nicht kaufen muss. Warum also nicht doch zum Beispiel bei #2018DIYdontBuy mitmachen? Eben aus den oben genannten Gründen. Ziemlich sicher würde ich es 2018 schaffen keine Kleidung (abgesehen von Unterwäsche oder Socken) zu kaufen und würde wahrscheinlich nicht mal groß drüber nachdenken – so wie ich es auch 2017 schon getan habe. Ein, zwei Jeans sind gekauft worden und ein paar Oberteile. An zwei Händen abzuzählen.
 
Aber zu viel Druck und kategorisches Beharren auf Prinzipien tut mir nicht gut, hab ich gemerkt. Der kreative Flow, hab ich ja schon öfter mal erwähnt, darf bei mir nicht in zu enge Bahnen gedrängt werden. Ich finde es wirklich ehrenwert, wenn jemand so viel Zeit und Energie hat, sich auf so ein großes Projekt ohne Wenn und Aber einzulassen, aber für mich braucht es das Hintertürchen, dass ich, wenn ich etwas wirklich unbedingt brauche (oder wohl eher schnell brauche, es dauert sooo lange seine Pläne umzusetzen), es mir auch kaufen könnte. Auch wenn ich das Schlupfloch vielleicht nicht nutze, hilft mir das doch kreativ zu sein und einfach auch mal auszuprobieren ohne Angst, dass es unbedingt was werden muss. Deswegen hab ich mich dagegen entschieden, versuche mich aber trotzdem an den Grundsätzen zu orientieren, denn wie gesagt, die finde ich wirklich ehrenwert. Und wer weiß, vielleicht kommt am Ende dabei raus, dass ich doch hätte mitmachen können ;-).

Leider sind ja in letzter Zeit ein paar Teile, die wirkliche Basics hätten werden sollen in die Hose gegangen. Das Streifenshirt von letzter Woche war an den Armen zu eng (hat aber ziemlich sicher schon eine neue Besitzerin gefunden, daher immerhin keine Verschwendung), und mein tolles Jäckchen aus Wollstoff war zu kratzig. Aber das Schöne am Nähen ist ja, man kann es immer nochmal versuchen, weshalb ein neues Jäckchen schon in den Startlöchern steht und das Basic Shirt direkt verwirklicht wurde, wie ihr hier auf den Bilder seht. Und jetzt gehts auch endlich darum und nicht nur um random Gedanken von mir ;-).

Das Beste ist: Es ist nicht einfach nur irgendein Basic Shirt, sondern ich hab endlich meinen Respekt (Angst will ichs jetzt mal nicht nennen, haha) vor dem V-Ausschnitt überwunden. Im Nachhinein kapiere ich nicht warum, aber irgendwie hatte ich doch eine kleine Ladehemmung. Was mach ich normalerweise, wenn ich was ausprobieren will, aber nicht weiß wies geht? Klar, das liebe Internet kennt die Antwort. Und die liebe Ina von Pattydoo ja sowieso. Es gibt ein tolles kostenloses Video von ihr, in dem Schritt für Schritt gezeigt wird, wie der V-Ausschnitt genäht wird. Das sah echt easy aus und ich hab erstmal an einem Stoffschnipsel geübt. Mach ich ja sonst nicht unbedingt, aber hier hat sich das schon gelohnt. Man ist dann einfach sicherer – obwohl sowohl die Probe als auch das Original gut geworden sind.

Der Schnitt vom Shirt ist die Raphaela von Lasari in Größe 36 (wie immer, ich hab sie ja schon oft genug in verschiedensten Variationen genäht, siehe hier) und ihr werdet sie bestimmt auch noch ein paar Mal hier begrüßen dürfen ;-). Dieses Mal hab ich mir einfach selbst eine Rundung für den Ausschnitt eingezeichnet. Ich hab mich an einem gekauften V-Neck Pulli orientiert und bin dann nach dem Video vorgegangen. So kann man super schnell einen Standard Schnitt „hacken“.

Ich bin so zufrieden mit meinem Shirt, weil es seit der Fertigstellung kaum mehr ausgezogen wurde und ich echt happy bin, dass ich nun ein weiteres leicht kombinierbares Teil im Schrank habe. Vor allem, dass es eine helle Farbe ist, finde ich gut, weil ich sonst eher zu dunkleren Tönen neige, vor allem im Winter.

Nun bin ich total gespannt auf eure Meinungen: wie seht ihr das mit den Challenges und Aktionen? Näht ihr auch gerne Basics (und freut euch wie ein Schnitzel, dass es aussieht wie aus dem Laden?), oder doch mehr Einzelstücke, die was „Besonderes“ sind?

Bis bald,
Eure Nina

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8 Kommentare:

  1. Toll geschrieben Nina. Mir geht es mit den Challenges genau so. Den Schnitt hätte ich nie erkannt. Richtig klasse wie du ihn abgewandelt hast.
    Liebe Grüße
    Maren

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  2. Ein wunderbares Basicteil hast Du da gezaubert. Gute Idee, die Ausschnittvariante einfach zu ändern, der V-Ausschnitt ist super geworden. Ich bin übrigens auch immer verwundert wieviele Challenges jeden Tag auf Instagram auftauchen und habe auch bei noch keiner mitgemacht. Ich nähe wie Du immer das, wozu ich grade Lust habe. Glg Patricia

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  3. Ein super schönes Shirt! Meinen bisher einzigen V-Ausschnitt habe ich voll verhunzt, da hätte ich mal besser geübt :D Wobei, das ist vermutlich wieder die Kritk, die man an sich selbst so gerne übt, soo schlimm ist er nicht, nur halt nicht ganz so mittig wie bei dir. Da ich selbst aber v-Ausschnitte nicht mag, komme ich eigentlich ganz gut drum herum, der genannte war für meinen Freund.
    Ich nehme an so Challenges auch nicht teil, weil, wer weiß schon, was so kommt? Außerdem bin ich mit meinen genähten Jeans noch nicht so zufrieden, im letzten Jahr habe ich eine gekauft und aktuell sind einige von meinen alten echt bald hinüber, da muss dieses Jahr bestimmt noch eine weitere her. Genau wie du Nähe ich lieber aus Neugier und Spaß als unter Druck, also halte ich mich lieber raus aus so Challenges. Dann lieber ein netter Sew Along oder sowas wie Make Nine, wo es dann auch eher darum geht sich schöne Sachen zu nähen.
    Basics müsste ich viiiel mehr nähen, aber es ist halt doch eher langweilig. Ich denke zum Sommer hin sollte ich mich zusammenreißen und mal einen Schwung Tops und Shirts nähen, damit ich gut ausgerüstet bin. Abgesehen davon sieht es gut aus mit Basics, weil ich eh meist unifarbene Stoffe vernähe :P

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  4. Sehr schönes schlichtes Shirt und der Ausschnitt ist super geworden. Ich bin ja nicht so der Jerseynäher, aber mit dem Video würde ich mich auch mal an einen V-Ausschnitt wagen. Liebe Grüße Andrea

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  5. Ich habe das gemacht. Ein ganzes Jahr keine Kleidung kaufen. Es funktioniert, wenn man sich nicht zu sehr unter Druck setzt. Weil, im Grunde ist es ein Hilfsmittel um den Blickwinkel zu verändern. Und wenn man bei einer Challenge mitmacht, ist da so ein kleiner Druck dahinter. Dieser Druck hat mir geholfen am Ball zu bleiben.
    Ich kaufe jetzt immer noch nicht gerne Klamotten ein. Dabei sind meine Nähkünste auch nicht die besten :D
    Tolles Shirt!
    Lieben Gruß! Gabi

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    1. Ganz vergessen... Ich wurde darüber auch interviewt. https://frau-maier-stilberatung.de/wie-365-tage-ohne-selbstsicher-und-stolz-machen/

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  6. Liebe Nina!! Ich kann dich sooo gut verstehen. Mir geht es mit diesen Aktionen und Challenges ähnlich wie dir. Ich finde die total klasse und bewundere die Menschen, die mit totalen Ehrgeiz und Engagement dabei sind - aber mich würde dieser "Druck" auch irgendwann blockieren. Und ich weiß bei mir einfach, dass ich nicht die Zeit habe so viel zu Nähen wie ich möchte und dann braucht man doch die Bluse fürs Büro oder eine neue Jeans muss her. Basic nähen finde ich gut, aber ich bin da noch nicht so gut darin - also sie selbst zu nähen und nicht zu kaufen. Liegt aber v.a. daran, dass ich noch keine Overlock habe und es mit der normalen Nähmaschine nicht so viel Spaß macht :) . Aber ich bin auch schon besser geworden und habe in denen letzten Wochen mehr Basicteile genäht - und oh Wunder - man zieht es wirklich öfter an :) . Dein V-Ausschnitt ist super geworden und sieht natürlich mal wieder aus wie gekauft :). Liebe Grüße Anja

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  7. Hallo Nina, interessant - aus dem Grund mache ich mit bei #2018DIYDontbuy. Damit ich mich nicht um die Basics drücke, die mir sonst nicht Herausforderung genug sind. Oder mich auch an Teile wage, die mir sonst zuviel Herausforderung sind, wie z.B. Jacken. Und damit mein Stofflager schrumpft. Als Druck empfinde ich das gar nicht, vielleicht weil mein Schrank sowieso voll genug ist, da wird in 2018 kein Notfall eintreten. Außer vielleicht BHs, aber die sind ja "erlaubt" zu kaufen (obwohl ich genau das natürlich unbedingt noch lernen will, auch selbst zu machen). Dein Basic Shirt passt wie angegossen und wenn man einen Schnitt hat, auf den das zutrifft, sind den Varianten in Farbwahl und Ausschnittlösung oder Ärmellänge keine Grenzen gesetzt. Ich bin übrigens sehr entzückt von deiner Halskette. Die ist wunderschön und kommt bei dem schlichten Oberteil sehr gut zur Geltung. LG Kathrin

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