Pullover Estelle

 Love at first sight - so kitschig muss ich leider meine Gefühle diesem Lochmuster-Pullover gegenüber äußern. Ich hab die ersten Fotos des Designs bei Paula von Paulastrickt (meiner Lieblingsdesignerin, wie man vielleicht merkt, siehe meine bisherigen Werke...) gesehen und war begeistert von dem schlichten, aber eleganten Lochmuster. Und das beste: ich hab noch nie Lochmuster gestrickt, also noch ein guter Grund die Anleitung zu kaufen und was neues zu lernen. Ich hab erstmal Wolle (Agone Linie 496, Farbe 02) im lokalen Wollladen gekauft, die eigentlich auch sehr gut gepasst hat, die Maschenprobe war perfekt von den Maßen, aber das Lochmuster kam einfach nicht so schön raus, wie auf den Fotos in der Anleitung, es sah ein bisschen flach aus. Deswegen hab ich dann doch klein beigegeben und genau die gleiche Wolle bestellt, wie im Original verwendet. Ich hab immer ein bisschen das Gefühl, dass es "gecheatet" ist, wenn man 1:1 das gleiche macht, aber es hat mir einfach so gut gefallen, und ich hatte schon beim Anker Sweater und beim No Frills Cardigan gute Erfahrungen damit gemacht die Originalwolle zu nehmen. Man hat ja immer noch genug damit zu tun die richtige Größe zu wählen und die Anleitung korrekt zu befolgen. Und nach meiner nicht ganz so guten Wollentscheidung beim Clara Cardigan (der pillt so...aber ich trag ihn trotzdem gern!), wollte ich dieses Mal auf Nummer sicher gehen. Die Wolle von Gepard Garn, Puno und Kid Seta, jeweils Farbe 142, gemeinsam gehalten ist nicht günstig. Ich hab 6 bzw 3 Knäuel gebraucht und es hat wirklich grade so gereicht und mich über 100€ gekostet. Ich hab noch 4 g Kid Seta und 11g Puno übrig, das war eine Punktlandung. Ich hab mich aber auch ran getastet, da sich der Pullover noch deutlich in der Länge dehnt nach dem Blocken. Ich hab einfach in regelmäßigen Abständen Lifelines eingezogen und solange gestrickt, bis die Wolle für Ärmel und Körper so gut wie weg war. Bevor ich die Bündchen gestrickt hab, durfte der Pulli ein Bad nehmen und er ist tatsächlich, wie auch in der Anleitung beschrieben um einige Zentimeter gewachsen. Notizen zu den finalen Reihenanzahlen gibt es übrigens auch auf meinem Ravelry.

Ich fand es tatsächlich sehr schwer eine Größe zu wählen, da meine Maschenprobe obwohl aus Originalgarn nicht ganz zur gesuchten Maschenprobe gepasst hat. Es waren nämlich 14M auf 13 Reihen, statt 12 Maschen auf 16 Reihen. Ich wollte gerne wie angeben eine positive ease von 10 Zentimetern erreichen, also brauchte ich 100cm Brustumfang. Ich hab dann in der Anleitung geschaut und es waren 146 Maschen für den Körper in Größe M. Das wären dann bei 14 Maschen pro 10 cm 104 cm Brustumfang (1 Masche entspricht 10/14 cm, also sind 146Maschen 104cm, ich liebe Maschenprobenmathematik...NICHT). Und lieber etwas zu groß als zu eng bei so einem cropped oversized Look hab ich mir gedacht und Größe M gewählt. Am Ende sind es jetzt liegend gemessen eher 110 cm geworden, aber das passt trotzdem gut, kleiner hätte er nicht sein dürfen finde ich.

Die Anleitung ist wie immer super - wahrscheinlich hätte ich mich auch nicht an so einen Pullover von einem mir fremden Designer getraut, aber bei Paula strickt weiß ich, dass es immer machbar ist, selbst wenn man super wenig Erfahrung hat. Das Lochmuster selbst ist wirklich einfach, man muss Maschen abnehmen können und Umschläge und das war es schon. Für den Kragen braucht man Zunahmen, die bei mir immer unausgeglichen werden, die Zunahmen auf der linken Seite des Strickstücks (in Reihen) werden immer perfekt und die auf der rechten Seite des linken Vorderteils werden immer super locker. Zum Glück hat sich das nach dem Blocken ziemlich "verwachsen".



Während dem Stricken war ich aber mal wieder unzufrieden über meine Fadenspannung an den Rändern. Das gleiche Problem hatte ich auch schon beim Top Zoe. Generell kann ich mir also wohl merken, dass Anleitungen bei denen die beiden Vorderseiten getrennt von einander in Reihen von oben nach unten gestrickt werden bei mir immer diese Problematik haben werden. Baumwolle verzeiht da nix, das fällt da, finde ich, nochmal mehr auf als bei so flauschigem Garn.



Die Wolle ist echt sehr schön und auch sehr weich, ich hab wie immer meine Maschenprobe in meinen Halsausschnitt an der Schulter geklemmt und das mal ein paar Stunden "getragen", um rauszufinden, ob die Wolle mich kratzt oder nicht. Und obwohl die Probe ergeben hat, dass sie nicht kratzt, hat sich der finale Pulli auf meiner empfindlichen Halshaut dann doch nicht so angenehm getragen. Aber praktisch, wenn man stricken UND nähen kann, dann kann man sich einfach das perfekte Unterziehshirt nähen. 

Ich hatte noch sehr tollen Bambusjersey, den ich vor 6 Jahren in Singapur gekauft habe vorrätig, der ist so super dünn, aber nicht so schlabberig wie Viskosejersey. Ich wünschte ich könnte mehr kaufen, in allen Farben, ich suche schon ewig genau solchen dünnen (<180g/m²) Bambus- oder Baumwolljersey, der aber keine Viskose enthalten soll. Tipps gerne an mich :-).



Damit mein Hals unter dem Pulli komplett bedeckt ist, hab ich abgemessen wie groß der Ausschnitt minimal sein muss und hab dann noch ein bisschen was dazugegeben. Und es passt echt super. Manchmal kann man den Ausschnitt vom Shirt sehen, aber das stört mich nicht, das Gekratze wäre schlimmer gewesen. Ich hab wie immer mein Lieblings Basic Schnittmuster Raphaela von Lasari verwendet, da hab ich schon richtig viele von genäht und die passen echt super.





Allerdings fusselt die Mohairwolle wahnsinnig. Man sieht das schön auf dem dunklen Stoff, aber wahrscheinlich werde ich das Shirt hauptsächlich in Kombi mit dem Pulli anziehen, ohne Pulli drüber gibt es mir nämlich maximale Schiunterwäsche-Vibes durch den hohen Ausschnitt. Die letzte Mohairwolle, die ich für meinen No Frills Cardigan verwendet habe (Filcolana Tilia) hat überhaupt nicht gefusselt. Daher würde ich wahrscheinlich in Zukunft wieder eher die verwenden.



Trotz guter Anleitung hab ich natürlich trotzdem ständig Fehler eingebaut und Maschen retten kann ich gar nicht bei so einem Lochmuster. Also hab ich wie immer in regelmäßigen Abständen Rettungsleinen eingezogen und die auch mehr als nur einmal gebraucht. Aber so finde ich es maximal entspannt zu stricken, wenn man weiß, dass eigentlich nichts schief gehen kann, und man vielleicht nur ein bisschen ribbeln muss.

Die Bündchen finde ich wahnsinnig cool, ich hab das vorher noch nie gesehen mit dieser abgesetzen Kante. Das geht auch wirklich einfach, in der Anleitung ist es genau mit Bilder beschrieben. Ich glaub das mach ich jetzt häufiger so.

Der Pulli strickt sich mit 7er Nadeln übrigens super schnell, ich hab trotzdem fast 4 Monate gebraucht, was aber hauptsächlich daran lag, dass ich ein paar Mal ribbeln musste und da alles an einem Stück gestrickt wird, bzw an einander dran gestrickt und nicht angenäht wird, wird das Ding irgendwann ein bisschen unhandlich und ich konnte es nicht mehr so einfach ins Wartezimmer zum Arzt oder in die Bahn mitnehmen. Dann zieht sich das immer, weil ich doch am häufigsten unterwegs stricke.



Aber macht auch nichs, jetzt bin ich nämlich fertig und hab das Problem, dass ich ein neues Projekt brauche und mich nicht entscheiden kann. Wäre also besser gewesen, wenn ich noch länger gebraucht hätte, hehe. Ich suche ein luftiges Sommertop mit positive Ease im Stil von diesem Top hier zum Beispiel, hier auch gerne Tipps an mich. Sonst muss ich das einfach nochmal stricken, das ging schnell und trägt sich so toll!

Bis bald,
eure Nina

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