Ich war also begeistert und hab im Sommer beim Stoffmarkt am Jeansstand sofort den gleichen gekauft. Denn nach der ersten Jeans war ich schon ziemlich heiß drauf zu sehen, ob ich das nochmal hinbekomme. Ich hatte nämlich die ganze Zeit die Vermutung, dass meine erste Ginger Jeans nur aus Glück oder Zufall so gut geworden ist. Aber offensichtlich doch nicht, das Schnittmuster inklusive Anpassungsguide ist einfach extrem gut. Meine apricot farbene Jeans mag ich sehr gerne, und sie wird vor allem im Sommer super häufig getragen. Inzwischen ist sie leider schon fast zu ausgebeult, weil ich sie so oft anhatte. Und was mich immer ein bisschen gestört hat: Durch den Low Rise muss ich einen Gürtel tragen, damit ich nicht das Gefühl habe, gleich in Unterhosen dazustehen. Deswegen wollte ich nun unbedingt die High Rise Version (View B) austesten.
Nach kurzem Nachlesen hab ich aber gesehen, dass High Rise bei der Ginger bedeutet, sie endet kurz über dem Bauchnabel. Ich hab das mit meinen liebsten Kaufjeans, die ich alle ohne Gürtel tragen kann, verglichen, und habe festgestellt: die enden eher 3 cm unter dem Bauchnabel. Nun war ich vor die schwierige Frage gestellt: Kaufe ich die neue Mid Rise Ginger, lasse alles neu plotten oder benutze ich das Tutorial von Closet Case Patterns, wie man eine Mid Rise selbst aus der High Rise erstellt, indem man sie auf Höhe des Reissverschlusses kürzt.
Ich hab wirklich eine Weile überlegt, aber nachdem ich das Tutorial überflogen hatte, war ich mir sicher, dass ich die Änderungen hinbekomme. Außerdem bin ich einfach ein alter Sparfuchs, und wollte das Geld sparen alles neu zu kaufen. Ich hab also zum besseren Vergleich meine Low Rise Ginger angezogen, die endet 8 cm unter meinem Bauchnabel. Der Unterschied zwischen High Rise und Low Rise beträgt 7,5 cm. Daraus hab ich mir errechnet, dass ich die High Rise um 2,5 cm kürzen muss, um die gewünschte Höhe von 3 cm unter dem Bauchnabel zu bekommen. Lustigerweise war das genau der Betrag mit dem im Tutorial gearbeitet wurde. Ich hab mich an das Tutorial gehalten, was wirklich super gut ist und zusätzlich noch die Teile F2 und D an der Hüftlinie verbreitert (wichtig!), sowie K und J in der Länge geändert (das nur zur Info, für alle, die die Anpassung auch machen wollen und sich fragen, wie sich die Anpassung auf die anderen Teile auswirkt. Und für mich, falls ich in einem Jahr wieder verwirrt bin, was ich hier eigentlich genau gemacht habe).
Mein Plan ist auf jeden Fall wunderbar aufgegangen. Die Hose endet genau, wo ich sie haben will und ich kann sie ohne Probleme ohne Gürtel tragen. Dafür musste ich allerdings wie schon beim letzten Mal wegen meinem Hohlkreuz die Naht an der Passe hinten enger nähen und auch den Bund mit Abnähern neu zeichnen. Dazu schaut ihr am besten die Fotos in meinem ersten Jeans-Beitrag an, da hab ich euch meine veränderten Schnittteile gezeigt. Die Änderungen sind aber mit ein bisschen abstecken und übertragen aufs Schnittmuster wirklich super einfach und auch gut im Ebook erklärt. Inzwischen gibt es sogar ein kostenloses Ebook von Closet Case Patterns, in dem die häufigsten Änderungen beim Jeans nähen erklärt sind.
Ich hab zusätzlich noch ein bisschen was an Länge von der Schrittnaht weggenommen, wie auch schon bei meiner ersten Ginger. Lustigerweise hat Heather erst vor kurzem den Ginger Schnitt leicht überarbeitet, da sie bei ihren vielen Jeanskursen, die sie gegeben hat, erkannt hat, dass sehr viele diese spezielle Schrittlängenanpassung machen müssen. Hier findet ihr den Beitrag zum Update der Ginger.
Ich hab überlesen, dass man für die Mid Rise Version eigentlich die Po-Taschen der Low Rise Version verwenden soll, die etwas kleiner sind, ich finde aber bei so einer kleinen Änderung passen auch die großen Taschen gut. Man merkt aber, dass sie relativ nah an der Passennaht sitzen.
Dieses Mal hab ich mich auch getraut und hab die Taschen mit Ziernähten versehen. Da hab ich ganz schön geschwitzt. Ich hab mir das Design aus dem kostenlosen Ebook „33 Backpocket Stitching Templates“ von Closet Case Files ausgesucht und die entsprechende Seite ausgedruckt. Dann hab ich alles Papier um mein Design herum weg geschnitten, das Papier auf die Tasche gelegt und mit Schneiderkreide die Umrandung nachgefahren.
Auch anders im Vergleich zur ersten Jeans, ist der Pocket Stay (wenn ich jetzt wüsste, ob es da einen äquivalenten Begriff auf deutsch gibt?!), den ich beim ersten Mal nicht genäht habe. Es bedeutet einfach, dass die Innentaschen von der Seitennaht, bis zum Reissverschluss durchgängig sind. Das macht einen schön flachen Bauch. Achtet mal darauf, viele Kaufjeans haben das auch, meistens aber aus leicht dehnbarem Stoff. Deswegen war ich ein bisschen skeptisch, ob ich normale Baumwolle verwenden soll. Mein Taschenstoff ist übrigens von Gütermann, mega hübsch oder? Es funktioniert aber super, die Hose drückt nicht beim Sitzen, und im Stehen ist sie sehr figurschmeichelnd. Das Gute ist auch: der Pocket Stay hält die Hose nochmal besser oben. Die Jeans saß schon ohne Bund richtig gut, und ist gar nicht gerutscht. Das hat sicher nicht nur was mit dem höheren Sitz und der Passenanpassung zu tun gehabt, sondern auch mit dem Pocket Stay. Den Bund hab ich nicht verstärkt, denn nachdem mir klar war, dass er nicht die größte Arbeit übernehmen muss, wollte ich dass er schön weich ist, und mich auch beim Sitzen nicht einschränkt.
Was die bekannte Problematik des sich drehenden Beins angeht: Ihr seht bei den Bildern von hinten, beim linken Bein hats mich erwischt. Man sieht richtig die Drehlinien am Oberschenkel. Ich versteh es ehrlich gesagt nicht, denn ich hab soooo sorgfältig zugeschnitten (was man ja auch am rechten Bein sieht) und hab auch die Knipse an den Knien beachtet.
Noch ein kleines Manko bei der Hose: Der Stoff hat nicht super viel Stretch, sogar noch ein bisschen weniger als die apricot Hose. Er könnte für meinen Geschmack etwas dehnbarer sein. Die Hose ist zwar keine Stehhose (aka: Hose, mit der man sich nicht hinsetzen kann, weil sie zu eng ist) geworden, aber ich bin es von Kaufhosen einfach gewöhnt, dass die so stretchig sind, dass man in ihnen Yoga machen könnte. Das kann ich in der zwar auch, aber super angenehm ist es nicht. Besonders an meinen Waden, die von Natur aus eher kräftig sind, fehlt mir der Stretchfaktor ein bisschen. Ich habs mit rauslassen an den Seitennähten versucht, aber danach sah mir die Hose für meinen Geschmack zu sehr nach Mom Jeans aus - und bei dem Trend bin ich noch nicht angekommen. Ich werde sie auf jeden Fall trotzdem tragen, allerdings nur, wenn ich weiß, dass ich nicht unbedingt auf dem Boden rumkrabbeln muss oder eine Menge Kniebeugen anstehen. Allerdings weiß ich auch von Bibi, dass die Hose sich noch etwas dehnt, und sozusagen „mitwächst“. Das war auch mit ein Grund, warum ich sie nicht doch etwas lockerer genäht habe.
ABER: Ich bin super happy mit meinem Werk, vor allem grandios ist, dass ich die für mich perfekte Höhe gefunden habe. Jetzt muss ich nur noch mehr Jeansstoff kaufen, dieses Mal mit ein bisschen mehr Stretch. In 2 Wochen werde ich bei Stoff und Stil in München sein, vielleicht finde ich da ja was? Hat einer von euch schonmal mit Stretch Jeans von dort gearbeitet?
Jetzt plane ich im Kopf schonmal die nächste Ginger und hoffe es dauert nicht wieder mehr als ein Jahr ;-).
Bis bald,
eure Nina
Verlinkt bei MeMadeMittwoch, AfterWorkSewing, und Meertje
Die ist wieder toll geworden! Ich muss ja sagen, dass ich mir den Schnitt nur wegen deiner apricotfarbenen Ginger geholt hab. Bis jetzt dachte ich, die Midrise brauch ich nicht und ich mag auch nicht nochmal von vorne anfangen, denn ich musste bei der Lowrise wirklich viel anpassen. Aber wenn der Schnitt schon überarbeitet wurde... hm.
AntwortenLöschenErst mal hol ich mir das Ebook mit den Taschen (danke für den Tipp).
LG
Tanja
Guten Morgen!
AntwortenLöschenDie Jeans sieht richtig gut aus, freut mich, das dieser Versuch dir ebenso geglückt ist.
Ich bin im Moment ein wenig niedergeschlagen, was das Jeans nähen angeht. Warum haben alle Kaufjeans so tollen dehnbaren Stoff, wo gibt es den? Ich hab bei all meinen genähten Jeans entweder zu viel Platz oder beim Knie überschlagen Angst, dass es gleich irgendwo platzt. Ich glaube, ich warte jetzt mal bis eine Kaufjeans unrettbar hinüber ist, nehme die auseinander und mir den Schnitt ab, denn die sitzen besser als meine genähten, und dann kann ich sehen, ob es am Schnitt oder wirklich nur am Stoff liegt.
Das mit den Drehbeinen passiert mir auch immer wieder. Und ich schneide jedes Bein einzeln zu, messe alle paar cm den Fadenlauf ... keine Ahnung, wie das passiert, aber du bist da nicht alleine!
BOah! einfach perfekt deine Jeans!
AntwortenLöschenIch bin begeistert!
Einfach Klasse! Wirklich toll geworden!
AntwortenLöschenKlasse schaut die Hose aus.
AntwortenLöschenLg Iris
Die Hose macht einen perfekten Eindruck ... richtig gut gelungen.
AntwortenLöschenDamit kannst du dich echt sehen lassen.
lG Silke
Wow. Ganz große Klasse. Vor allem das akkurate Topstitching. Super!
AntwortenLöschenSuper! Ich lese immer wieder deine Beiträge - sowohl in Facebook als auch auf dem Blog. Deine Sachen gefallen mir extrem gut! Jetzt muss ich mir erstmal den Ginger-Schnitt anschauen...
AntwortenLöschenLG Christina :-)
die sieht richtig super aus, immer, wenn ich von einer erfolgreich genähten Jeans lese, überkommt mich der "auch haben wollen"-Wunsch. irgendwann werde ich dem nachgeben, ganz sicher!
AntwortenLöschenLG
sjoe
Wow, die ist ja großartig geworden. Passt wie angegossen.
AntwortenLöschenWow, einfach grandios. Ich bin so richtig neidisch ;-) Die Hose sieht ganz toll aus. Dank deinen beiden tollen Ergebnissen traue ich mich vielleicht auch mal an eine Ginger Jeans.
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Caro
Genial, toll und großartig! Danke für die vielen Infos... hab deinen Beitrag gespeichert für den fall dass ich nächstes Jahr auch endlich dazu komme... lg Sarah
AntwortenLöschenToll! Die Änderungen sind dir wirklich gut gelungen. Schönen Jeans zu kaufen, finde ich ja extrem schwierig. Vielleicht sollte ich meine erste Ginger auch mal vom Zufalls-Erfolg-Glauben befreien und eine zweite nähen? Denn eigentlich ist das meine einzige Jeans, die richtig gut passt.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße,
Malou
Genial, eine so tolle Hose, perfekt, und du hast meinen größten Respekt. Für jemanden, der schon einiges, aber fernab von Jogging und schlafanzughosen noch nie eine richtige Hose genäht hat, ist für,vieles böhmischen wälder , aber auf jeden Fall ein Ansporn, es doch auch einmal zu versuchen .
AntwortenLöschenLG Kirsten
Die sieht total super aus! Ich bewundere deine akkuraten Steppnähte, hast du da einen Tipp für Garn/Nadeln/Nähfuß? Besonders bei den Gürtelschlaufen macht meine Nähmaschine nur noch Murks statt schöne Nähte...
AntwortenLöschenDie Jeans ist super schön geworden! Ich bin ganz neidisch. Aber Weihnachten mit ein paar freien Tagen steht vor der Tür, dann probiere ich die vielleicht auch. Ich bin gespannt welchen Jeansstoff Du bei Stoff & Stil findest, denn da werde ich wahrscheinlich auch zugreifen, allerdings nur online...
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