Ich hab oft genug gesagt, dass ich nicht gerne Taschen nähe. Das sieht man auch an der nicht vorhanden Fülle an Taschen auf diesem Blog (mit der Ausnahme dieser hier von 2013, die ich nur selten verwendet habe, wegen zu bunt und nicht wasserdicht und knickt komisch beim Tragen). Täschchen gehen super, die sind niedlich und man steckt sie einfach in eine gekaufte Tasche (Beispiele gibt es auf dem Blog genug). Jetzt kommt das große ABER. Als ich nämlich die Delari Bag gesehen habe, waren plötzlich alle Gründe, warum ich mir nie wieder eine Tasche genäht habe, wie weg geblasen. Dieses Design! Dieser "überhaupt nicht selbst gemacht" - Look. Und dann auch noch aus Leder (worauf ich eh mal Lust hatte). Ich hab meine eigene sofort vor Augen gehabt. Das nervige Zubehör suchen, die Frage, wie verstärke ich, verstärke ich überhaupt, und wird die Tasche dadurch vielleicht insgesamt schwerer, als alles, was ich rein tun könnte, schienen plötzlich nicht mehr ganz so gravierend. Das war es nämlich was ich bei der letzten Tasche echt doof fand. Im ersten Moment war ich damals begeistert: OMG, ich habe eine richtige große Tasche genäht, was für ein Projekt.
Dass das Gurtband aber in die Schulter geschnitten hat, die Tasche leer
schon 2 kg gewogen hat, ich mich jedes Mal gefragt habe, wie schwer und
nass sie wohl wird, wenn ich in einen Regenguss komme, und noch dazu
einfach selbst genäht aussah, hat mich dann doch davon abgehalten sie
jemals zu benutzen.
Als ich dann im März einen kleinen Ausflug nach Köln und Dortmund gemacht habe, bei dem insgesamt 3 Stoff und Stil Besuche auf dem Programm standen (wenn man den Stoff und Stil Messestand auf der Creativa mitzählt) hatte ich auch genug Zeit mich mit der Materialsuche zu beschäftigen. Das Kunstleder und die Reissverschlüsse finde ich online nicht, das Futter habe ich schon vor ein paar Jahren gekauft, das gibt es wohl nicht mehr, aber die Accessoires wie Karabiner, Schlüsselringe und D-Ringe sind auch von dort.
Ich hab dann nochmal ca einen Monat gebraucht um meinen ganzen Mut zusammen zu nehmen und tatsächlich zuzuschneiden. Plötzlich kam mir das Leder, aber furchtbar dick vor und ich war gehemmt, ob ich mir als unerfahrener Taschennäherin nicht zu viel zumute und am Ende wieder komplett enttäuscht eine klumpige Tasche in die Ecke werfen würde. Nach einer aufmunternden Lederfachsimpelei inklusive Videoanalyse mit Nine von Delari selbst (danke dafür!) war mein Vertrauen wieder gestärkt und ich hab den Rucksack in mehreren kleinen Etappen (sehr empfehlenswert) aber doch relativ schnell runter genäht.
Die Anleitung ist wirklich SEHR ausführlich, es bleibt kaum eine Frage offen, und wenn doch bekommt man schnell und ausführlich Antwort. Am meisten Respekt hatte ich vor dem Absteppen, dank Teflonfuß war das aber kein großes Problem. Garn der Stärke 40 (im Oberfaden) hat meine neue Bernina ohne Probleme verarbeitet und durch die vielen dicken Lederschichten ist meine alte treue Pfaff Tipmatic ohne Probleme durch gerattert.
Das Annähen des Bodens hat meine Nerven dann nochmal auf eine Zerreißprobe gestellt, aber trotz des dicken Leders bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Ein bisschen knubbelig hier und da, aber deutlich weniger als ich befürchtet habe. Verstärkt habe ich gar nicht, weil mein Leder selbst schon sehr dick war, und genügend Stand mitbringt. Ich muss auch sagen, dass ich ganz schön stolz auf mich bin, dass ich mich nach meinem letzten Lederversuch (dieses Portemonnaie ebenfalls von vor über 3 Jahren) nochmal getraut habe. Das Portemonnaie war nämlich nach zwei Wochen super verkratzt - und von den schiefen Nähten wollen wir gar nicht erst anfangen, sodass mir die Lust auf Kunstleder erstmal verdorben war.
Die Träger und den Aufhänger habe ich offenkantig verarbeitet, da 2 Lagen einfach schöner und flacher aussahen, als die Kanten noch zusätzlich einzuklappen. Selbst wenn der Stoff unter dem Kunstleder ein bisschen franst, mag ich den Look lieber.
Die Karabinerlasche anzubringen war wahrscheinlich auch nicht mein Lieblingspart in diesem Projekt, ich musste sie nämlich von Hand annähen. Leider ist das Leder dabei ein bisschen wellig geworden, obwohl ich super vorsichtig genäht habe. Wahrscheinlich hab ich zu fest am Faden gezogen, aus Angst, dass es nicht richtig hält... Mit der Nähmaschine wäre es zwar auch gegangen, die wäre wahrscheinlich durch alle Lagen durch gekommen, aber wie das auf der Rückseite ausgesehen hätte, will ich mir lieber nicht vorstellen.
Und die Rückseite der Lasche sieht man, denn der Clou an dem Rucksack ist die Möglichkeit den Reissverschluss zu verdecken, indem man den Karabiner oben einhakt. So kann sich beim Einkaufsbummel keiner am Hauptfach zu schaffen machen.
Und das Handy sitzt schön versteckt im Rückenfach, sodass man sogar das Vibrieren gut spürt, falls es mal laut ist und der Ton nicht durch kommt. Ihr seht, ich bin begeistert :).
Die Träger habe ich nicht verstellbar gemacht, zum einen, weil ich keine passenden Schieber hatte und zum anderen, weil ich, wenn ich einmal eine gute Länge gefunden habe, so gut wie nie was daran verstelle. Außer bei Wanderrucksäcken mit viel Gewicht vielleicht. Ist hier eher nicht der Fall, obwohl auch ordentlich was rein passt in das kleine Ding. Mit etwas längeren Trägern wäre der Rucksack wohl noch etwas lässiger geworden, aber dann wären die Träger wohl kaum freiwillig auf meinen Schultern geblieben.
Ich bin jetzt auf jeden Fall froh, dass ich endlich einen hübschen unsportlichen (ja in dem Fall ist das was positives...) Rucksack habe, denn nun wo es wieder wärmer ist, fahre ich gerne mit dem Fahrrad und da stört meine bisherige Umhängetasche nur. Ehrlich gesagt habe ich jedesmal ein bisschen Angst, dass mich die abrupte Bewegung aus dem Gleichgewicht bringt, mit der ich die Tasche während der Fahrt wieder zurück auf den Rücken wuchte, wenn sie nach vorne gegen meine Beine gerutscht ist. Also ist der Rucksack nun quasi sogar für mehr Verkehrssicherheit verantwortlich ;-).
So, und jetzt muss ich nochmal kurz: OMG, ich hab einen Rucksack genäht, haha!
Bis bald,
eure Nina
Verlinkt bei Creadienstag, Meertje, HandmadeOnTuesday,
Dienstagsdinge, Taschen und Täschchen
15 Kommentare:
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über jeden Kommentar :-) Danke für diese tolle Community!
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Man spürt deine Begeisterung und deinen Stolz in jedem Wort. Da hast du auch was Tolles für dich passend geschaffen! LG Heike
AntwortenLöschenOh ja, da darfst du zu recht stolz sein, Nina! Dein Rucksack ist toll geworden!!! Ich sträube mich auch immer wieder Taschen zu nähen, fast aus den selben Gründen wie du. Eigentlich ja verrückt - da näht man die aufwändigsten Kleidungsstücke, aber da traut man sich nicht ran... Die Mühe hat sich jedenfalls gelohnt. Ich finde den Schnitt auch sehr toll und mag deine schlichte Umsetzung!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Katja
WOW! Der sieht wirklich toll aus!
AntwortenLöschenTotal schick, die Kombination mit den roségoldenen Elementen und schwarz wirkt super.
LG, Tina
Wow! Hut ab!
AntwortenLöschenDer sieht tatsächlich sowas von überhaupt gar nicht selbst genäht aus.
Ein echtes Meisterstück - fettes Kompliment :-)
LG
Petra
Wow! Was für ein grandioser Rucksack!
AntwortenLöschenLG
Kristina
Nina, du führst mich da in große Versuchung! Ich überlege seit ein paar Tagen, dass ich einen Rucksack doch wohl gebrauchen könnte. Habe zwar einen, aber der fällt halt eher in die Kategorie praktisch als in ansehnlich, weshalb ich gerne noch einen schönen hätte, wenn ich mal wieder mehr herumschleppe. Ich fahre ja auch immer mit dem Rad und kenne das Gefühl, das du beschreibst. Habe zwar auch Radtaschen, aber die sind sooo tief, da geht alles drin verloren :D Das Muster speicher ich mir auf jeden Fall ab und halte schonmal ein bisschen Ausschau nach Material. ich weiß ja dann, wen ich mit Fragen nerven kann, deiner sieht super toll aus und ich würde nie denken, dass der genäht ist! Also, von einer Hobbynäherin :D
AntwortenLöschenWooooow, der sieht ja wirklich genial aus :)
AntwortenLöschenKompliment. Richtig gut gelungen. Weiter so. Herzlichen Gruß Sylvia
AntwortenLöschenRucksäcke sind ja nicht so meins, aber ich bin total beeindruckt davon, dass du das Modell komplett aus Leder genäht hast! Das sieht wirklich toll aus und auf den Fotos sehe ich auch Verarbeitungsfehler oder so. Einfach nur schön! :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Liebe Nina, deine Delaribag ist einfach nur mega toll geworden! Man merkt gar nicht, dass du Taschen eigentlich nicht so magst - Verarbeitung, Stoff- und Materialauswahl einfach alles top!! Ich hab das Schnittmuster ja hier auch rumliegen - mal sehen wann ich dazu komme und ob ich das auch so toll hinkriegen wie du. Ich finde deine einfach wunderschön!!! LG Anja
AntwortenLöschenWow, der sieht supertoll und mit dem Leder auch echt edel aus!
AntwortenLöschenViele Grüße,
Silke
This is just fantastic.Great job!!
AntwortenLöschenKompliment, der sieht ja wirklich toll aus. Bei mir steht das SM auch schonganz gross auf der Wunschliste. lg natzgä
AntwortenLöschenHallo...
AntwortenLöschenIch lese mit begeiterung deinen Blog und ich hoffe du kannst mir eine frage zu der Delarie Bag beantworten.
Ich wollte wissen, da du ja die Gurte nicht mit einem Schieber verbunden hast( was ich im übrigen besser finde weils dann nicht so dick ist), wie lang deine Gurte sind?
Ich gaaaanz sehr auf eine Antwort.
LG eine Nähbegeisterte von deinem Blog geflashte Jeannette:-)
Hallo Jeannette,
Löschendanke dir, freut mich sehr, dass es dir bei mir gefällt :-)
Meine Träger sind 74 (bis zum D-Ring) + 19 cm lang (plus 1 cm Nahtzugabe oben). Ich hab es aber so gemacht, dass ich die Originallänge genäht habe und dann so gekürzt, dass der Rucksack für meine Größe (1,65m) etwas über dem Popo hängt. Das würde ich auch an dir selbst ausprobieren, also mach die Träger lieber erstmal was zu lang. Ich finde es hängt beim "Coolness-Faktor" viel von der Länge der Träger ab, also auf welcher Höhe der Rucksack hängt. Zu kurz und es sieht zu sehr nach Kindergartenrucksack aus ;-)
Hoffe ich konnte dir helfen, LG, Nina