Hochzeitsgastkleid mit Blumenmuster

Die Hochzeitssaison hat begonnen! Ok, die erste Hochzeit ist rum und die zweite kommt im Juli. Aber hey, immerhin genug Hochzeiten, dass sich das Nähen von einem neuen Hochzeitsgastkleid gelohnt hat. Seit ich diesen Stoff vor ziemlich genau 5 Jahren in Madrid (ziemlich sicher bei Ribes y Casals) gekauft habe (wo ich im Rahmen einer anderen Hochzeit eingeladen war), hat er darauf gewartet genau dieses Kleid zu werden. Ich hab damals ja meine ersten Kleider aus Webware genäht – das Lilou Kleid und mein Kleid nach einem extra für mich angefertigten Maßschnitt. Beide hab ich blöderweise aus leicht dehnbarer Webware genäht, sodass ich richtig viel anpassen musste. Und im Mai 2017 hab ich diesen tollen, absolut gar nicht dehnbaren, echt steifen Satinstoff gefunden und wollte es direkt nochmal probieren. Hat jetzt nur 5 Jahre gedauert, aber da isses. Das Kleid, das ich mir genauso vorgestellt habe, eine Kombination aus dem Lilou Rock und meinem Maßschnitt-Oberteil! Ich wollte unbedingt eines mit einem richtig schön abstehenden Rock (ich wurde auch schon gefragt, ob da ein Petticoat drunter ist, aber nein, der Stoff hat einfach von alleine so viel Stand). Ich hab mir eine ganze Pinterest Pinnwand mit Inspirationskleidern angelegt, und ich finde meins reiht sich da wirklich gut ein.

Und wie ich damals schon vermutet habe: Es ist viel einfacher, wenn man Stoff nimmt, der nicht dehnbar ist. Es gab nämlich so gut wie keine Stolperstellen während dem Nähen. Na gut, ich hab als Allererstes die vordere Rockbahn mit dem Bügeleisen angeschmurgelt. Zum Glück hab ich erstmal nur eine Rockbahn zugeschnitten, die Falten reingebügelt, dann Mist gebaut und der Rest vom Stoff war noch unangetastet – das mach ich immer so, wenn ich heiligen Stoff habe, den ich nicht mehr nachkaufen kann. Immer nur „on a need-to-sew basis“ zuschneiden, haha. Also immer nur das Zuschneiden, was man grade wirklich braucht, damit man zur Not noch umdisponieren kann. Und das hab ich da auch gemacht: Es war ja nur ein kleines Stück auf dem großen Rockteil geschmolzen (wie das passiert ist, weiß ich übrigens nicht, ich hab davor ordentlich getestet, wieviel Hitze der Stoff abkann...) und so konnte ich fast das ganze Oberteil aus dem unversehrten Stück des Rockteils zuschneiden und hatte noch genug übrig um das Rockteil erneut zuzuschneiden und hab so kaum Stoff verloren.





Beim Bügen war ich danach maximal vorsichtig, und hab ohne Dampf aber mit viel Druck und meinem heißgeliebten Tailors Clapper gebügelt. Das Holz und viel Druck haben dann sehr schöne platte Nähte und feste Falten gezaubert. Wobei der Stoff immer noch seeehr widerspenstig war und ich echt gekämpft habe. Direkt vor der Hochzeit nochmal das ganze Kleid zu bügeln war echt Sport!



Da der Stoff so steif ist, hatte ich auch nach der ersten Anprobe echt Sorgen, dass die Nähte zu sehr kratzen. Ich hefte bei solchen Kleidern ja immer komplett das Oberteil um sicher zu gehen, dass wirklich alles passt, Maßschnitt hin oder her und ohne Futter war das schon etwas unangenehm. Ich hab die Wiener Nähte erst mit der normalen Nähmaschine genäht und dann die 1,5 cm Nahtzugabe mit der Overlock gekürzt und versäubert. Als dann aber das Futter drin war hat man gar nichts mehr gemerkt. Ich hab trotzdem (und weil es bei der Aprilhochzeit zwar warm und sonnig war, aber im Schatten und am Morgen doch noch frisch) einfach ein dünnes Top drunter gezogen. Dadurch hat man gar nichts mehr von den Nähten gemerkt. Das Futter hab ich am Reissverschluss mit der Hand festgenäht und auch die Taillennaht verdeckt indem ich es von Hand angenäht habe.


Die komplette Kleidkonstruktion kann man sich übrigens in diesem tollen Tutorial anschauen, das hat mir wirklich sehr geholfen. Insbesondere die Trägerkonstruktion, die ohne Wenden auskommt, finde ich sehr einfach und gelungen. Ich hatte nämlich schon Panik, dass ich den steifen Stoff durch den Miniträger durchdrücken muss. 

Nach der ersten Anprobe als das Futter drin war, hab ich echt einen Schreck bekommen, weil ich dachte, dass der Ausschnitt sich schon wieder nicht schön hinlegt und ich wieder eine Rettungsaktion wie beim letzten Kleid hinlegen muss. Aber nachdem das Futter fixiert war, liegt der Ausschnitt an. Klar, natürlich nicht so glatt, wie bei einem Jerseykleid, aber für die Festigkeit des Stoffes bin ich sehr zufrieden.



Das gute bei so festen Stoffen ist aber auch, dass man einen wunderschönen Blindstich-Saum nähen kann, bei dem man die Naht von der rechten Seite überhaupt nicht sieht. Das hat mit der Hand bei dem langen Saum ne ganze Weile gedauert, aber es hat sich gelohnt.





Und ihr kennt mich, ich musste natürlich meinem Schatz noch eine passende Fliege nähen und meiner süßen Yvie eine passende Schleife. Wenn man schon so nen tollen Stoff hat, muss man das ja wohl ausnutzen, oder? Die Fliege hab ich nach meinem Tutorial genäht – einfach, schnell und bewährt, warum also was neues ausprobieren? Ein passendes Einstecktuch gibt es dann auch noch vor der nächsten Hochzeit. Die Schleife hab ich aus einem Rechteck mit 13x60 cm genäht, nach dieser Videoanleitung. Yvie fand die Schleife am Rücken erst etwas irritierend und hat versucht mit der Schnauze dran zu kommen, aber nach 2 Leckerli war das Ding sofort wieder vergessen und sie hat sie den ganzen Hochzeitstag getragen.

Bis es die schönen Fotos vom Fotografen gibt, bekommt ihr hier schonmal einen kleinen Handyfotoeinblick in die tolle Hochzeit. 

Ich freue mich jetzt schon wahnsinnig auf die zweite Hochzeit dieses Jahr und darauf, dass ich das Kleid nochmal tragen kann. 

 

Bis bald, 

eure Nina

Verlinkt bei MeMadeMittwoch, Du für Dich am Donnerstag,  SewLaLa

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