Blackwood Cardigan
Einen schlichten Cardigan zu nähen, dürfte ja nicht so schwierig sein, oder? Solange man keine Ansprüche hat, wie ich: Er soll natürlich mindestens genauso schön fallen, wie ein gekaufter. Er soll die Silhouette betonen und nicht wie an Sack an mir hängen („Boxy“ hab ich immer noch nicht für mich entdeckt). Er soll (natürlich) nicht selbst genäht aussehen – was bei Strickstoffen entsprechend schwierig ist, denn die industriell gefertigten Strickkanten kann man schwer nachmachen.
Aber es gibt ein Schnittmuster, dass all meine Ansprüche (schon fast über-) erfüllt: den Blackwood Cardigan von Helens Closet. Ich hab mir vor kurzem mal wieder vorgenommen, mich mehr von der Schwarmintelligenz leiten zu lassen: gibt es viele Nähbeispiele, die an vielen gut aussehen, dann bin ich motivierter es zu wagen (ok, lassen wir die Kaneel Lederjacke mal außen vor, da war genau das Gegenteil der Fall). Jedenfalls gibt es vom Blackwood Cardigan eine MENGE! In unterschiedlichsten Stoffen an unterschiedlichsten Figuren. Und eins haben sie alle gemeinsam: Es sieht einfach gut aus!
Deswegen hab ich mir schon vor einem Jahr vorgenommen: sobald ich den perfekten Blackwood Stoff gefunden habe, wird dieses Schnittmuster gekauft. Den Stoff hab ich tatsächlich vor ein paar Wochen auf dem Weiler Stoffmarkt gefunden, es war ein Coupon und er war so kuschelig weich und gleichzeitig leicht, dass ich zuschlagen musste. Zuhause hab ich die Seite von Helens Closet aufgerufen und erstmal geschluckt. Inklusive Steuern 16,66€! Das ist schon ein ganzes Stück für einen einfachen Cardigan. Nur für meinen Kelly Anorak oder die Ginger Jeans hab ich bisher so viel bezahlt (und es nicht bereut). Und dann hab ich mir wieder vor Augen gehalten, dass das Schnittmuster einfach richtig gut sein muss, wenn so viele Leute begeistert sind. Und dass Helen einen wirklich tollen Job macht, nicht nur mit ihrem Blog und den Schnittmustern sondern auch mit dem Podcast und dass ich das auch unterstützen will. Also hab ich alle Gedanken an ein nicht passendes Kleidungsstück von mir geschoben und hab mich im Geiste schon drölfzig Cardigans nähen sehen, damit sich das Schnittmuster amortisiert.
Und wisst ihr was? Drölfzig ist eine zu kleine Zahl, ich will meinen Kleiderschrank mit nichts anderem mehr füllen. Ok, das ist übertrieben, haha. Aber ich kann mir diesen Schnitt tatsächlich aus den unterschiedlichsten Stoffen vorstellen und weil er echt super schnell genäht ist, könnte man den vollen Kleiderschrank sogar mit vertretbarem Aufwand erreichen. Wenn mir nur nicht so schnell langweilig werden würde...
Übrigens: auf den Bildern sieht man auch meine Ginger Jeans, die ich euch hier vorgestellt habe.
Auch wenn das Nähen schnell ging, hab ich richtig dabei geschwitzt. Der Stoff, so schön leicht und weich, wie er ist hat sich mehr als nur gewehrt. Ich musste so aufpassen, dasss sich die Lagen, vor allem bei dem überbreiten Bündchen unten (das ist glaube ich auch der Grund warum er so schön fällt) nicht verschieben und man Zuglinien sieht. Als ich das fertig angenähte Bündchen gesehen habe, hab ich ein Schreck gekriegt. Überall Zuglinien vom Rückenteil Richtung Bündchenaußenkante. Zum Glück hat das Bügeleisen das meiste davon in den Griff gekriegt und durch den weich fallenden Stoff fällt der Rest nicht auf.
Auch das Halsbündchen anzunähen ist mir nicht direkt geglückt. Ich hab Nadeln gesteckt und gesteckt und mich gewundert, warum das Bündchen so viel zu kurz ist. Ich hab doch so ordentlich zugeschnitten und die (sehr ausführliche) Anleitung durchgelesen. Nach kurzem Googlen kam raus: es gibt einen (noch ausführlicheren) Sew Along. Da steht auch (genauso wie in der Anleitung, ich Blindfisch), man sollte das Bündchen zwischen den Schulternaht-Knipsen dehnen und so an den rückwärtigen Halsausschnitt anpassen. Ääähm, ja, auch bei so einfachen Schnittmustern hilft lesen.
Blöd war bei mir nur (und deswegen hab ichs wahrscheinlich erst recht nicht gecheckt), dass sich mein dünner Strickstoff am Halsausschnitt ziemlich ausgeleiert hatte. Ich hab die doofe Angewohnheit in jedes Kleidungsstück 15 mal reinzuschlüpfen, bevor es überhaupt fertig ist. Ich hab das dann einfach gehackt indem ich einen Abnäher in das Rückteil genäht habe, das Bündchen gedehnt und angenäht habe und siehe da, der Kragen liegt perfekt an und der Abnäher ist dank dem unruhigen Stoff komplett unsichtbar. Puh, nochmal gerettet!
Vielleicht fragt ihr euch noch, welche Größe auswählen? Das Schnittmuster ist für Stoffe mit mindesten 20% Stretch, das heißt, hat euer Stoff schonmal weniger, unbedingt eine Größe hochgehen oder eine Oberarmanpassung machen, denn die Ärmel sind schon angenehm körperbetont (und richtig schön lang) geschnitten. Ich hab Größe S gewählt, nachdem ich ein paar gekaufte Cardigans ausgemessen habe, und das hat sehr gut auch mit der Körpermaßtabelle übereingestimmt. Wenn man eher einen Oversize Look erzielen möchte, würde ich auch im Vergleich zur Tabelle eher ein wenig hoch gehen.
Zusammenfassend: Klare Empfehlung für jeden, der ein paar mehr Basics im Kleiderschrank möchte (und dass ich da ein Fan von bin, wisst ihr ja inzwischen). Das Schnittmuster ist wirklich sehr durchdacht, gelingsicher (selbst mit fiesem Stoff) und wandlungsfähig.
Dieses Jäckchen wird diesen Frühling und Sommer ziemlich sicher nicht das Innere meines Kleiderschranks kennenlernen ;-).
Bis bald,
eure Nina
Verlinkt bei MeMadeMittwoch und AfterworkSewing
17 Kommentare:
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über jeden Kommentar :-) Danke für diese tolle Community!
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Der Cardigan ist richtig toll geworden! Gefällt mir sehr gut mit der Stoffwahl. Die Investition in den Schnitt hat sich definitiv gelohnt. Ich bin schon auf die anderen drölfzig gespannt. ;)
AntwortenLöschenLG Nadine
Sehr hübsch! Und so schön schmal geschnitten! Gefällt mir auch! :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Karin aka Lina
Toll und danke für die ausführliche Beschreibungen. Trotz kleiner Hindernisse ist Cardigan nähen doch schneller als stricken :-)
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Das Jäckchen ist echt super. Gefällt mir sehr gut.
AntwortenLöschenLG, Sandra
Richtig schön ist dein Cardigan geworden. Chapeau!!!!!
AntwortenLöschenGruß Marion
PS: magst du deinen Blog nicht bitte noch HTTPS verschlüsseln. Das dient auch deiner eigenen Socherheit im Netz!
Danke dir Marion! Woran siehst du denn, dass mein Blog nicht mit HTTPS verschlüsselt ist? Bei mir wird in jedem Browser das kleine grüne Schlosssymbol angezeigt, sobald ich auf meine Seite gehe. Ist auch schon ewig so. Bin also relativ sicher, dass das so ok ist :-), aber kläre mich gerne auf, wenn ich was übersehen habe.
LöschenLiebe Grüße, Nina
Hi, dein Cardigan ist superschön geworden - das Schnittmuster wird gleich notiert...:-) Danke für die Inspiration und liebe Grüße! Karin
AntwortenLöschenEin schöner Cardigan, wird auf alle Fälle im Hinterkopf behalten. Mir geht das auch so mit dem Oversized-Look. Der mag ja in sein, aber das nützt gar nichts, wenn es einem nicht steht. Leider bekommt man kaum noch etwas anderes. Dieses Modell passt sich offenbar schön an weibliche Formen an. Wirklich ein perfektes Basic.
AntwortenLöschenLG Doro
Haha, ja der Blackwood hat wirklich eine Lücke bei den Schnittmustern geschlossen. Ich habe auch schon drei Versionen und denke an drölfzig mehr. Ich finde deine Version auch sehr hübsch, ich habe das mit dem Nackenbündchen aber nur wegen einer dahingeworfenen Bemerkung im Podcast gewusst, in der Anleitung habe ich das auch glatt überlesen. :-P
AntwortenLöschenWas ein Abnäher alles retten kann.. Ein super schöner Cardigan. Kann deine Argumente total gut verstehen und muss mir den Schnitt auch mal genauer anschauen.
AntwortenLöschenFreu mich noch viele Varianten bei dir zu sehen.
Viele lieben Grüße
Elke
Wenn ich den Blackwood Cardi nicht schln gestern bestellt hätte, hätte ich es spätestens nach Deiner tollen Version gemacht...wunderschöne Jacke! Danke auch für die ausführliche Schnittmusterbesprechung, das wird mir beim Nähen sicher helfen.
AntwortenLöschenLG Barbara
Vielen Dank für diese ausführliche Rezension! Den Cardigan habe ich bisher irgendwie übersehen, aber der scheint ein guter Kandidat zu sein für Cardigans, da suche ich nämlich wirklich noch nach einem Schnittmuster. Lockere gibt es ja zig, aber mal was eher enges ... super!
AntwortenLöschenDie Investition hat sich voll und ganz gelohnt, der Cardi sitzt wunderbar an dir und sieht einfach toll aus.
AntwortenLöschenWnn ich meine Cardis nicht lieber stricken würde, wäre das auch mein Schnittmuster, : ).
LG von Susanne
So eine tolle „Strickjacke“! Davon fehlen mir auch noch ein paar. Jetzt habe ich immerhin schon mal ein tolles Schnittmuster dafür :) Lieben Dank für deine Rezensionen von Basics! Tolle Kleider und ausgefallene Schnitte zeigen (verständlicherweise) ja viele gern, aber im Alltag braucht man dann doch öfter auch normale Sachen. Insofern danke für die Inspiration :)
AntwortenLöschenViele Grüße,
Susann
Also ich sehe zum allerersten Mal diesen Cardigan und bin sofort begeistert! Steht dir so gut und der Stoff passt wahrscheinlich zu deinem halben Kleiderschrank... Ich muss meinen Blick deutlich mehr auf kombinierfreundliche ;) Stoffe trainieren. LG Raphaele
AntwortenLöschenIch bin spät dran- keine Ahnung, warum ich Deinen hübschen Cardigan übersehen hatte... ;) Ich mag ja so kleine Jäckchen, die sich vielseitig kombinieren lassen und auch Deine Farbwahl ist mal wieder ganz nach meinen Geschmack. Viel Freude beim Tragen.
AntwortenLöschenDeine Ute
Jetzt habe ich endlich den ersten meiner eigenen drölfzig Cardigans genäht :) Ich bin sehr zufrieden! Also nochmal lieben Dank für die Rezension, ohne diese hätte ich das Schnittmuster bestimmt nicht gewählt. Der nächste Stoff wartet auf‘s gewaschen um endlich ein schöner Cardigan zu werden (diesmal 3/4-Arm)
AntwortenLöschenFrohe Weihnachten wünsche ich dir!
Susann