Hemd Cliff {La Maison Victor}

Ist es ein Problem, wenn der Mann ein bisschen viel Bizeps hat? Ich will mich ja wirklich nicht beschweren, aber nur ein bisschen weniger und das Hemd hätte echt perfekt gepasst...Als Erinnerung an mich selbst: Das nächste Mal nicht nur ein Probeteil vom Körper machen, sondern auch die Ärmel mit dran nähen🙄🤣.

Aber von vorne: Endlich hatte ich mich aufgerafft und das schon lange geplante Hemd für meinen Mann begonnen. Im Frühjahr hatte ich Stoff bei MT Stofferie in Stuttgart gefunden, der wirklich perfekt für ein Hemd im Holzfällerstil passt. Es ist kein Flanell, sondern eher so eine Viskose Baumwollmischung, die einfach überhaupt nicht knittert und super weich ist (Artikelnr: 119496, aktuell leider nicht verfügbar). Das Nähen mit Karostoffen und die Tatsache, dass ich bisher noch kein Schnittmuster gefunden hatte, das mich komplett überzeugt hat, hat meine Motivation nicht unbedingt verstärkt. Gegen Ende des Sommers, als es wieder ein bisschen kühler wurde und ich mir schon vorstellen konnte, wie gut mein Mann in diesem Hemd aussehen würde, hab ich mich endlich ernsthaft auf die Suche nach einem Schnittmuster begeben. Eigentlich hab ich nur das Fairfield Button Up von Thread Theory in Betracht gezogen, da ich das schon so oft in den sozialen Medien gesehen hatte und es eigentlich immer gut aussah.

Allerdings wird es deutlich öfter als „Dress Shirt“ also eher schickes Anzugshemd oder festliches Hemd präsentiert, und das war gar nicht der Stil, den ich vor Augen hatte. Mein Mann ist zwar Anwalt, trägt aber so gut wie nie Hemd und Anzug und da lohnt sich das einfach nicht. Dafür mag er es sehr gern ein lässiges Hemd offen zu einem T-Shirt zu tragen. Ich hab also, auch weil ich den Preis für das Fairfield echt ordentlich fand, weitergesucht und bin in einer schon älteren La Maison Victor auf das Hemd Cliff (La Maison Victor 1/2016) gestoßen, das mir sofort gefallen hat. 

Nicht nur, weil das Designbeispiel auch im Holzfällerhemdenstil gezeigt wird, sondern auch, weil es diese coole Passe am Rücken hat, die das ganze etwas besonders macht. Man könnte die aber auch sehr einfach weglassen, wenn sie nicht gefällt oder nicht zum gewünschten Stil passt. Wir waren aber sehr davon begeistert.

Die Größenwahl fand ich relativ schwer, der Schatz liegt zwischen S und M in der Größentabelle, da seine Schultern aber eher breit sind und nachdem ich ein paar gekaufte Hemden ausgemessen hatte, habe ich mich lieber für M entschieden und ein Probeteil aus billigem Baumwollstoff genäht. Allerdings habe ich nur die beiden Vorderteile und das Rückenteil verwendet und die Ärmel wie oben schon erwähnt weggelassen. Die Schulternähte waren eher einen Ticken zu weit außen, daher war ich mir sicher die (vermeintliche) Problemzone Schulterbreite gut abgedeckt zu haben.
Wie man an den Bildern sieht, sitzen die Schulternähte auch korrekt. Aber, wie eingangs schon erwähnt, ich hatte nicht an die echt kräftigen Oberarme gedacht, und dass das bei einem nicht dehnbaren Stoff ein Problem werden könnte. Im Rückblick merk ich aber selber, dass ich eben bisher immer Oberteile aus dehnbaren Sweat- oder Strickstoffen genäht habe...

Die zugeschnittenen Ärmel hatte ich mehrmals um seine Arme gelegt und auch mal festgesteckt, und das sah jedes Mal eher zu groß als zu eng aus, daher hab ich mir da echt keine Sorgen gemacht. Als das Hemd aber dann fertig war (und wenn beide Ärmel angenäht sind, ist das Hemd wirklich komplett fertig, dann fehlt maximal noch der Saum) hätte ich echt heulen können.

Er zieht das Hemd voll freudiger Erwartung an, wir hatten ja schließlich so viele Anproben gemacht, was soll da schon schief gehen und guckt plötzlich ganz zerknirscht. Klar, ihm tat‘s wahrscheinlich noch mehr leid wie mir, dass das Hemd einfach unbequem zu tragen war. 

Aber ich will euch nicht länger auf die Folter spannen, das Hemd passt meinem Bruder und gefällt ihm zum Glück auch, sodass die Arbeit immerhin nicht komplett umsonst war. Er hat sich lustigerweise vor ein paar Jahren sogar mal ein Hemd von mir gewünscht, wozu ich aber auch wegen fehlender Anprobemöglichkeit nie gekommen bin. Jetzt passt es sogar ohne Anproben 😂. 


Mit der Anleitung des Hemdes bin ich sehr zufrieden, das wird sehr gut in der Zeitschrift beschrieben, mit vielen Grafiken. Die kniffligeren Stellen wie die Manschetten mit Kapelle (ja, den Terminus hab ich jetzt auch neu gelernt) hab ich mir allerdings lieber im Video angeschaut. Da sieht man einfach nochmal besser was zu tun ist. Man könnte also auch das komplette Hemd mit Videoanleitung, die sehr gut geschnitten ist, nähen.
Für den Kragen hab ich mich an diesem Tutorial orientiert und wie man sieht, das hat echt gut geklappt!  Damit sind die etwas „gruseligen“ Nähschritte des Hemdes wirklich gut zu meistern.

Was mir auch wichtig war, und wieso ich bisher nicht so super große Lust auf das Hemd gehabt hatte: Ich bin ja ein kleiner Perfektionist, und wenn ich mit Karos arbeite, dann sollen die gefälligst auch perfekt zusammenpassen.

Irgendwann muss man aber auch einfach mal anfangen, und ich hab mir wirklich viiiiel Zeit zum Zuschneiden genommen. Ein bisschen Angst, dass nicht alles auf mein 1,80 großes Stück draufpasst war auch ein bisschen dabei, weswegen ich extra ordentlich war. Nochmal zuschneiden war (zumindest bei den großen Teilen) nämlich nicht drin.

Auf Instagram hab ich euch ja ein bisschen im Entstehungsprozess mitgenommen und hab echt tolle Tipps auf meine Frage nach Tricks zum nähen für Karo bekommen. Unter Anderem dieses Zuschneidemuster von Pattydoo war sehr hilfreich, da sieht man nämlich, wie man die großen Teile gut ausrichtet, damit es an den Seitennähten richtig passt. 

Meinen Stoff hatte ich vorgewaschen, damit sich später nichts verzieht, war aber etwas nervös, ob sich das Muster durchs waschen verändern würde. Das war zum Glück nicht der Fall, der Stoff ist wirklich sehr hochwertig. Dadurch war das ordentlich zuschneiden zum Glück auch kein großes Problem, hat aber doch echt lange gedauert

Insbesondere bei den beiden Vorderteilen war ich etwas hin und her gerissen an was ich das Muster ausrichten soll. Entweder an der vorderen Mitte oder an den Schultern. Damit meine ich: will ich, dass das Muster an beiden Schultern genau gleich aussieht, oder soll es vorne an der Knopfleiste passen? Die beiden Vorderteile sind nämlich nicht genau gleich breit. Ich hab mich für die Schultern entschieden, da mein Mann das Hemd ja eh immer offen tragen sollte. Aufgrund der Faltenkonstruktion der Knopfleiste ist es, soweit ich das sehe, sowieso nicht möglich, das Muster in der Breite perfekt weiterlaufen zu lassen.

Beim Zuschneiden hat hier auch die Malerfolie, die ja durchsichtig ist, wieder gute Dienste geleistet, da kann man sich gut markieren, wo welche Kante im Muster liegen muss, damit alles richtig aufeinandertrifft.

Tatsächlich hab ich mir an ein einigen Stellen fast zu viel Mühe gegeben, denn vieles sieht man gar nicht. Klar, die Tasche sollten schon richtig sitzen, und die Seitennähte sollten übereinstimmen, denn da fällt es wirklich auf, aber zum Beispiel Kragen und Kragensteg müssen jetzt nicht perfekt aufeinandertreffen, das sieht man nur, wenn man den Kragen hochklappt. (Und so ein Jurist ist mein Mann definitiv nicht, haha).

Auch bei den Manschetten hab ich es nur geschafft die Karos vertikal anzupassen, beim horizontalen Muster hatte ich irgendwie beide Male einen Denkfehler. Aber da auch eine kleine Falte im Ärmel ist, ist es sowieso nicht möglich überall vertikal passend zu nähen.

Nachdem das Hemd dann fertig war, was tatsächlich mehrere Wochen gedauert hat – nicht weil es so kompliziert gewesen wäre, sondern weil ich einfach nicht öfter dazugekommen bin mal in meinem Nähzimmer vorbei zu schauen, war ich echt nicht motiviert noch ein Passendes für meinen Mann zu nähen. Beim nächsten Mal würde ich wohl sowieso erstmal ein vollständiges Probeteil nähen, und bei den Armen eine Oberarmanpassung machen (hier hab ich euch das Vorgehen mit der Drehmethode sogar mal beschrieben). Den schönen Stoff gibt’s leider grade nicht mehr, von daher lass ich das jetzt erstmal und warte auf weitere Inspiration.

Abgesehen davon wird in nächster Zeit eh deutlich weniger gehandarbeitet, da wir ein kleines neues Familienmitglied haben. Darf ich vorstellen, Yvie, eine kleine französische Bulldogge ist seit Ende Oktober bei uns und hält uns ganz schön auf Trab. Hundefreunde dürfen ihr Aufwachsen gerne auf ihrem kleinen Instaprofil mitverfolgen. Da ist grade ein bisschen mehr los 😉.


Bis bald,
eure Nina
 

Verlinkt bei HandmadeOnTuesdayCreativeLovers, DvD



5 Kommentare:

  1. Guten Morgen,

    das sieht ja toll aus. Die Rückenpasse ist der Hammer. Die kupfer ich mir vielleicht mal ab.

    Ich kann Mccalls 6044 sehr empfehlen.
    Ich hab auch einen Breitschultrigen Mann mit Schmaler Taille und das Hemd passt perfekt. (Der Bizeps ist allerdings nicht ganz so groß, aber bei Kaufhemden hat er ab und an Probleme)

    Ich hab das schon sehr häufig genäht. Auch für meinen Papa :-D

    Viel Erfolg fürs nächste Mal ;-)

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  2. Ein tolles Hemd! Das Problem mit den Oberarmen kann ich sehr gut nachempfinden, denn es besteht in diesem Hause ebenfalls, aber irgendwie ist es ja Fluch und Segen zugleich, also will man sich ja auch nicht ernsthaft beschweren ;) Beim nächsten Hemd dann mit entsprechender Anpassung und dann wird's bestimmt wieder so ein schönes Stück! Und die Passe ist wirklich besonders und kommt gerade bei karierten Stoffen hervorragend zur Geltung!

    Herzliche Grüße, Anne

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  3. Oh man, wie schade! Aber was für ein unerhofftes Glück für deinen Bruder :) So ist es bei mir damals auch gewesen, nur, dass ich das Hemd für mich gebunkert habe. Der Stoff ist übrigens definitiv ein anderer, meiner ist nämlich nicht hochwertig und nur noch in Form von Kragen, Manschetten und Saum an einen Pullover angenäht ;)
    Das Hemd ist auf jeden Fall sehr schickt geworden! Ich habe mittlerweile schon einige Blusen und Hemden genäht, aber die Kragenvariante aus dem Tutorial ist mir auch noch nie begegnet. Ich nähe immer den Kragen zusammen, wende und steppe ab und lege ihn zwischen den Kragensteg, dann kommt er daran gesteppt. Dann nähe ich zuerst die innere Naht beim Kragensteg und steppe dann von außen ab, während ich damit auch den äußeren Teil festnähe. So treffe ich da nämlich auf jeden Fall ordentlich die Naht.
    Bin gespannt, wann dein Mann dann sein Hemd bekommt ;)
    LG

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  4. OH ja, die viele Mühe beim Zuschneiden sieht man dem Hemd an - das ist richtig schön mit den passenden Karos!! Und umso ärgerlicher die Sache mit dem Ärmel. Da hier die jungen Männer auch manchmal viel trainieren, werde ich beim nächsten Hemd auch darauf achten....
    Liebe Grüße
    Ines

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  5. Servus Nina!
    Also grundsätzlich ist nichts gegen einen muskulösen Mann zu sagen, was das Nähen anbelangt kann es offensichtlich zu Problemen kommen. Ich bin begeistert, wie perfekt du nähst (ich kann es nicht!) deshalb bedanke ich mich, dass du das tolle Hemd beim DvD zeigst! Liebe Grüße
    ELFi
    PS: Yvie ist zuckersüß . . .

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