No Frills Cardigan

Die Fertigstellung dieser Strickjacke hab ich mehr als ein halbes Jahr vor mir hergeschoben. Es hat tatsächlich nur noch die letzte Reihe, also das Abketten gefehlt. Aber irgendwie war ich im Frühjahr im Kopf blockiert, ob die Länge so passt, und da ja klar war, dass ich mindestens ein halbes Jahr warten muss, bis die Jacke zum Einsatz kommt, lag der Projektbeutel unbeachtet rum. Aber - ich hab mir ganz umsonst Gedanken gemacht, denn ich würde die Jacke in jeder Länge anziehen, so kuschelig wie die ist.
Es ist der No Frills Cardigan von Petite Knit, auch bekannt unter dem Namen Kein Schnickschnack Cardigan, oder im Original auf dänisch Ingen Dikkedarer Cardigan. "Dikkedarer", bestes dänisches Wort finde ich, das erweitert meinen Dänisch Wortschatz auf  ganze zwei Worte. Das andere Wort wäre Masker (Masche), was man in den extrem informativen Videos von Petite Knit das eine oder andere Mal hört. Obwohl die Videos nicht deutsch oder englisch sind, sieht man sehr gut, was man machen muss, was wohl auch der Grund ist, dass ich mir kaum Notizen zum Vorgehen gemacht habe.



Die Anleitung selbst ist recht einfach und wirklich sehr gut beschrieben, ich denke der einzig schwierige Teil ist der provisorische Maschenanschlag, der aber direkt am Anfang kommt. Wenn man den Teil also geschafft hat, dann ist der Rest der Jacke nur noch Durchhaltevermögen, denn sie strickt sich nicht unbedingt flott. Ich hab tatsächlich im Herbst 2020 angefangen und sie war erst im Februar 2022 (so gut wie) fertig. Das lag aber auch daran, dass ich nicht durchgehend dran gestrickt habe, ich hatte da bestimmt einige Pausen drin, denn irgendwann war sie auch einfach zu sperrig zum Mitnehmen.




Bezüglich der Länge: ich wollte die Jacke nicht in der Originalüberlänge stricken, auf Ravelry hatte ich sehr schöne Varianten in mittlerer Länge, also so bis zur Hüfte gesehen und ich wusste damals einfach nicht, ob ich das durchhalte, bis ganz nach unten und ob das wirklich so praktisch ist (wer stopft sich noch überlange Jacken immer unter die Winterjacke, damit das nicht unten raus guckt und sieht aus, als hätte man nen Schwimmreifen mit dabei?). Außerdem war die Wolle nicht ganz billig.



Als dann aber die Rundstricknadel drin war (die verbiegt ja immer den unteren Maschenrand so ein bisschen und die Jacke fällt nicht so, wie sie eigentlich fallen würde), fand ich es extrem schwer einzuschätzen, wann ich mit dem Bündchen anfangen soll. Ich bin auf Nummer sicher gegangen und sie hat sich nach dem Blocken (ohne Stecknadeln) nochmal bisschen verlängert und jetzt ist sie einen Ticken länger als mein Inspirationsprojekt, aber ich finde die Länge eigentlich auch ganz vorteilhaft.



Die Taschen hab ich absichtlich weggelassen, weil ich dachte, dass meine Wolle sonst vielleicht nicht reicht. Ja, hätte ich sie ein Stück kürzer gemacht, dann wäre das mit den Taschen auch gegangen. Außerdem fand ich die Anleitung dazu etwas beängstigend, gibt's dazu vielleicht auch irgendwo ein Video?



Ich hab Größe S zweifädrig mit einer 4er Nadel gestrickt und hab die Wolle Filcolana Anina (schon bekannt von meinem letzten Petite Knit Projekt , dem Ankers Sweater) in der Farbe Sumac und Filcolana Tilia Mohair  in der Farbe Sienna (damals 8,29 €, heute 9,95€, gekauft bei Tinkus Strickparadies...) verwendet. Man muss es schon mögen zweifädrig zu stricken, vor allem mit so dünnem Mohair-Garn. Ich hab mehr als einmal geflucht, wenn die sich verheddert hat, denn da braucht man gar nicht anfangen die wieder entwirren zu wollen, keine Chance. Der Vorteil ist aber, dass es mit dem Flaum einfach kuschelig aussieht und sich mega weich anfühlt.

Das hat mich übrigens wahnsinnig überrascht. Ich bin ja super empfindlich was Wolle angeht und mich kratzt eigentlich fast alles. Sogar durch ein Shirt durch, was ich eigentlich immer drunter habe. Ich mach es deswegen immer so, dass ich die Maschenprobe in meinen T-Shirt Halsausschnitt auf die Schulter mit ner Sicherheitsnadel festpinne, sodass es am Hals anliegt, und das mal nen ganzen Tag trage. Wenn es mich nicht stört, dann wird weiter gestrickt. Das hab ich hier auch gemacht und der Test war zum Glück bestanden.



Ich hab dann noch eine Sache geändert, die ich beim nächsten Mal (haha, mal schauen, ob das passiert) aber nicht mehr machen würde: Ich hab aus Angst, dass die Ärmel wie beim Ankers Sweater zu eng werden unter den Armen ein paar Maschen mehr aufgenommen. Wieviele hab ich mir leider nicht aufgeschrieben. Das war aber sowieso echt unnötig, denn die Ärmel haben genug Spiel. Jetzt ist die Jacke noch etwas mehr Oversize, als sie eh schon war. Ich weiß auch nicht genau, ob sie mir deswegen oft von den Schultern rutscht, oder ob ich einfach von Anfang an eine kleinere Größe hätte stricken sollen. Die Maschenprobe hat ziemlich gut gepasst, statt 21x28 hatte ich 22 Maschen x 31 Reihen, also hätte sie ja eigentlich sogar eher zu klein werden sollen. Bei Oversize kann man ja aber nicht so viel falsch machen. Auf jeden Fall würde mich interessieren, ob andere No Frills Trägerinnen die gleiche Erfahrung gemacht haben.



Was auch passiert, was ich aber bei gekauften Cardigans auch manchmal habe: wenn ich die Jacke dann korrekt auf die Schultern ziehe, dann zieht die sich am Rücken so hoch und die Vorderteile hängen zu tief unten. Fällt in Bewegung kaum auf, aber ich frage mich auch hier, wie man das vermeiden kann. Auf dem linken Bild sieht man ganz gut, was ich meine.



So, bevor ihr jetzt aber das Gefühl habt, ich mag die Jacke gar nicht – nein stimmt überhaupt nicht, ich liebe das Teil. Am liebsten würde ich diesen Winter drin leben, denn sie macht so mega warm. Aus Angst vor zu schneller Abnutzung werde ich sie aber mit Verstand tragen, denn so schnell wird es glaube ich keinen Nachfolger geben.

Um noch schnell den Bogen zum Anfang zu kriegen – beim Abketten hab ich mich echt nochmal ein bisschen verkünstelt und hab rumprobiert. Ich dachte ja, ich kann vielleicht ein Tubular Bindoff machen, was ich bei meine Top Zoe gelernt habe, aber das kann man vergessen. Mit der Nadel doppelfädig mit Mohair abnähen mit 4mal so langem Faden, wie die Jacke breit ist...ich hatte schon nach 2 Minuten Knoten drin und hab die beiden Übergangsrunden wieder zurück gestrickt. Weil ich aber einen schön elastischen Rand haben wollte, hab ich verschränkt abgekettet (hier beschrieben unter „Elastisch abketten mit verschränkten Maschen).



Ich weiß, dass es unter unseren MeMadeMittwoch Teilnehmer:innen, die hier ja vielleicht mitlesen, schon den einen oder anderen No Frills Cardigan gab (die mich auch sehr inspiriert haben), deswegen würde mich sehr interessieren, wie eure Erfahrungen hier sind.

Bis bald,
eure Nina


Verlinkt bei MeMadeMittwoch, Du für Dich am DonnerstagCreativsalat 



10 Kommentare:

  1. Eine rote Strickjacke kann man immer brauchen, finde ich. Wahnsinn, wie lange Du durchgehalten hast, bis das tolle Teil endlich fertig war! Die Mühe hat sich gelohnt, finde ich!
    Mein No Frills (https://frausonnenburg.de/ich-liebe-rot-nofrills-cardigan-von/) ist auch rot, und wie Du habe ich das Problem der rutschenden Schultern. Leider nervt mich das in Verbindung mit nicht vorhandener Verschlusslösung dermaßen, dass ich meine Jacke nicht mehr trage. Ich bin einfach ein Verschlussmensch. Dauernd an Kleidung rumzuppeln ist nichts für mich.
    Mit einer Tuchnadel müsste sich das Problem lösen lassen - ob es eine Größe kleiner auch tun würde, wäre einen Versuch wert. Denn an sich ist der No Frills ein wirklich schönes Teil.
    Viel Freude an Deinem!
    LG
    Sandra

    AntwortenLöschen
  2. Super schön. So eine Ohne-Schnick-Schnack-Cardigan ist immer toll. Den setze ich mal auf meine ToKnitListe.

    Gruß Marion

    AntwortenLöschen
  3. Dein Cardigan ist super schön geworden! Leider kann ich nicht so gut stricken, daher bewundere ich die Strick-Sachen beim MeMade Mittwoch immer ganz besonders. Deine Passformprobleme bei gekauften Cardigans kenn ich. Ich hoffe, ich kann irgendwann gut genug stricken um mir auch mal einen zu machen :-)
    LG
    Theresia

    AntwortenLöschen
  4. wow!!! und das Ganze in einer Farbe, die dir perfekt steht!!!!
    gefällt mir sehr gut!!!!
    ich habe bei so längeren Jacken/Cardigangs auch immer das Problem, dass sie mir von den Schultern rutschen. leider habe ich noch keine Lösung für das Problem .....
    liebe Grüße Manu

    AntwortenLöschen
  5. Ich bewundere jeden, der so ein Projekt durchhält und mit dem Ergebnis am Ende zufrieden ist. Deine Jacke ist aber auch wunderschön und hat eine tolle Farbe. Mir fehlt da einfach die Geduld und gehöre daher eher zum Typ Strickstoff kaufen und Jacke nähen.
    Grüßle Bellana

    AntwortenLöschen
  6. ach ja, noch mal zum Problem "Jacke hinten plötzlich zu kurz" ..... seit dem ich die Technik der verkürzten Reihen beherrsche nutze ich das für fast alle Strickstücke, weil mich auch immer stört wenn was hinten kürzer ist als vorne ..... das wäre sicher auch noch eine Alternative :)
    liebe Grüße
    Manu

    AntwortenLöschen
  7. Dein Cardigan ist ganz wundervoll. Das Maschenbild schaut sehr akkurat aus.
    Großen Respekt, dass Du das Projekt nach dieser Zeit beendet hast. Leider bin ich noch nicht strickerfahren genug, um Dir Tipps wegen der Problemstellen zu geben.
    Bei meinem No Frills Cardigan hat mich auch immer genervt, dass dieser über die Schulter gerutscht ist. Da ich ihn nicht mehr getragen habe, habe ich ihn nun aufgeribbelt und überlege, was ich nun daraus stricke.

    Viele Grüße,
    Sandra

    AntwortenLöschen
  8. Hach, sieht das kuschelig aus! Richtig schön geworden, ich finde die Farbe ganz toll an dir!

    AntwortenLöschen
  9. Eine tolle Jacke hast du gestrickt, die Farbe steht dir ausgezeichnet.

    LG, Heike

    AntwortenLöschen
  10. Besonders die Farbe gefällt mir sehr gut;)

    AntwortenLöschen

Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über jeden Kommentar :-) Danke für diese tolle Community!
Mit dem Absenden deines Kommentars bestätigst du, dass du meine Datenschutzerklärung sowie die Datenschutzerklärung & Nutzungsbedingungen für Googleprodukte gelesen hast und akzeptierst.