Viele von euch LeserInnen, die oft hier vorbeischauen oder vielleicht einfach nur über Google hier gelandet sind, könnten den Eindruck haben, dass alles, was ich nähe, immer super wird. Ich zeige hier schöne Kleidungsstücke, mäkle ab und zu über kleine Unperfektheiten oder Fehlerchen, die ich beim nächsten Mal besser machen will. Dass hier aber oft genug Sachen in einer Kiste der Schande enden, weil sie überhaupt nicht passen, der Stoff so schwierig zu vernähen war, dass ich aufgegeben habe oder mir die Farbe an mir gar nicht gefällt, kann schon mal unter den Tisch fallen. Ich finde es aber wichtig zu betonen: nicht alles, was ich anfange, klappt, nicht alles, was fertig wird, sieht gut aus und darf auf den Blog. Nähen ist ein Hobby, dass sehr viel Geduld erfordert und eine hohe Frustrationsgrenze. Bei dem Kleid, das ich euch heute zeige war die Frustration besonders hoch. Warum es sich manchmal lohnt die Flinte nicht direkt ins Korn zu werfen, wie das Kleid trotzdem fertig wurde und jetzt nicht an mir sondern an meiner lieben Freundin Bibi von mississbibi.com gezeigt wird, muss ich euch jetzt mal genauer erzählen.
Es ist das Kleid Jessy aus der La Maison Victor, das aus locker leichtem
Crêpe genäht werden soll, einem dünnen, etwas edleren Stoff mit leichter
Struktur. Ich fand den Schnitt so schön, dass ich gleich 2 Crêpe Stoffe bei Stoff und Stil mitgenommen habe, als ich im Dezember in München war. In der Weihnachtspause habe ich dieses Kleid begonnen und wirklich hingebungsvoll zugeschnitten und genäht. Sogar ein Probeteil des Oberteils hab ich gemacht. Das saß sehr locker und auch ziemlich breit an den Schultern, war aber ja auch aus viel festerem Stoff als der Crêpe. Ich hab mir also eingeredet, dass es mit dem richtigen Stoff schon schön fluffig fallen wird, wie auf den Designfotos des Magazins (Foto 1 und Foto 2). Der Stoff, den ich verwendet habe, ist übrigens Crêpe Georgette von Stoff und Stil, Artikelnummer 501244.
Ich hab mich wie immer für Größe 36 entschieden, da das bisher gut gepasst hat.
Nachdem ich mich unglaublich geärgert hatte, dass ich beim Zuschneiden einen Fehler gemacht habe (oder ist der Fehler im Schnittmuster?) und die Zacken in der Nahtzugabe für die senkrechten Falten es nicht zuließen die Falten von der Mitte weg zu falten, war ich schon komplett verzweifelt. Falls ihr bei dem letzten Satz (verständlicherweise) nur Bahnhof versteht, hier ein erklärendes Foto:
Wenn ich die Falten in die andere Richtung geklappt hätte, dann hätten die Zacken in der Nahtzugabe genau eine Linie mit dem Ausschnitt ergeben. Dann wären aber die Falten zu weit in der Mitte des Körpers platziert. Gerettet hab ich es nur noch dadurch, dass ich den Ausschnitt etwas nach unten versetzt habe und die Falten dann doch in die richtige Richtung falten konnte.
Die Trägerkonstruktion ist gelinde gesagt verwirrend, nur durch das
sture Befolgen des Videos wird klar, was genau passiert. Wenn man das
aber mal kapiert hat, dann muss ich zugeben, ist die Konstruktion
eigentlich echt elegant.
Ihr seht, ich war schon nach dem Oberteil mit den Nerven am Ende und nur die Vorfreude auf ein schönes Kleid hat mich weiter motiviert. Der Rock wird direkt an das Oberteil genäht und erst im letzten Schritt kommt das Gummiband auf die Nahtzugabe der Taille. Und dann der Schock: das Kleid war viiiiel zu groß! Das Gummiband, das ich zuvor an meiner Taille ordentlich ausgemessen und mit Zickzackstich auf der Nahtzugabe befestigt hatte, war beim Annähen komplett ausgeleiert! Der Ausschnitt hing nach vorne (den hatte ich ja tiefer setzen müssen und die Schulterbreite war mir viel zu weit) und ins Oberteil hätte nochmal eine halbe Nina gepasst. Ich war komplett am Boden zerstört nach der ganzen Mühe, hab das Kleid genommen wie es war, es in ein Paket gestopft und noch am gleichen Abend zu meiner Mama geschickt. Ich wollte es nur aus den Augen haben und hatte die Hoffnung, dass es wenigstens ihr passt. Einen Tag später kamen die WhatsApp Bilder: auch an ihr sah das Kleid nicht gut aus, die Abnäher, die bei mir gepasst hatten, saßen bei ihr deutlich zu hoch und die Taille ebenfalls falsch.
Fazit: 36 war wohl schon richtig gewesen, aber die Stoffwahl vielleicht falsch? War der Crêpe zu fest gewesen?
Das Kleid kam in die Kiste der Schande zusammen mit dem Gedanken zumindest den Stoff irgendwann wieder verwerten zu können. Ein paar Monate später hab ich das Kleid Bibi gezeigt, denn auf die Verarbeitung war ich trotzdem stolz. Sie ist in das Kleid rein geschlüpft und siehe da: plötzlich sah es so aus wie auf dem Bild!
Man muss dazu verstehen: Bibi ist fast 20 cm größer wie ich und füllt das Kleid dementsprechend proportional mehr aus, sodass es an ihr schon bei der ersten Anprobe um einiges besser saß als an mir. Ich hab ihr versprochen das Kleid noch zu säumen, die Abnäher ein bisschen anzupassen und dann wäre das Kleid ihrs. Und nun wisst ihr warum ich heute nicht in diesem Kleid zu sehen bin. Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende, denn ich hab nicht aufgegeben... Dazu im nächsten Beitrag mehr 😉.
Bis bald,
eure Nina
Verlinkt bei SewLaLa, Creadienstag,
Dienstagsdinge
HoT
6 Kommentare:
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über jeden Kommentar :-) Danke für diese tolle Community!
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Sehr schöner Bericht und dein Kleid sieht trotz aller Schwierigkeiten super aus.
AntwortenLöschenSei lieb gegrüßt
Betty
Und deiner Freundin steht die Farbe auch noch ganz ausgezeichnet!
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Immer schön zu lesen, das etwas nicht klappt. Huch, das klingt gemein :D Aber wie du eingangs schon geschildert hast, leben wir ja oft in so einer Perfektionismus-Blase, weil kaum Fehler gezeigt werden.
AntwortenLöschenUnd im Endeffekt hat jemand anderes ein traumschönes Kleid, das ist ja trotzdem ein tolles Ende für die Geschichte ;) Bin auf deine Version gespannt!
Hallo! Das Kleid sieht super aus! Schade, dass Du es nicht selbst tragen kannst, aber wenn sich eine Freundin freut, ist das ja auch was Schönes. Ich will tatsächlich in den kommenden Tagen das Kleid nähen, nachdem das Schnittmuster hier schon ewig liegt. Kannst Du mir bitte verraten, wie groß Deine Freundin ist? Ich überlege nämlich, Länge zuzugeben, damit mir das gute Stück nicht viel zu kurz wird. LG, Michaela
AntwortenLöschenHallo Michaela, sie ist 1.82m und das Kleid ist Originallänge. Denk dran auch am Oberteil was dazu zu geben, je nach deinen Proportionen, damit die Taille richtig sitzt.
LöschenLG, Nina
Ich finde das Kleid ist trotz Schwierigkeiten toll geworden! Und die Farbe ist ein Traum!
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