Ich hatte meinen perfekten Bikini vor Augen. Ein Bikini, bei dem alles so schön hält, dass ich einen Köpfer in den See machen kann, ohne danach professionelle Tauchausrüstung zu brauchen um die Einzelteile meiner Badebekleidung wieder vom Grund zu fischen. Klar, kann man kaufen, nennt sich Sport-Bikini und sieht meistens echt langweilig aus. Am besten noch mit 3 Streifen an der Seite. Ugh.
Aber, wies manchmal so ist, wenn man ein gut gefülltes Stofflager hat (der coole Palmenlycra war mal ein spontan Onlinekauf von hier...), kommt die Inspiration von ganz alleine. Ok, ich hab ein bisschen nachgeholfen, indem ich mich mal wieder auf Instagram rumgetrieben habe und den richtigen Hashtags gefollowt habe. Und zwar erschien da plötzlich der Powersportsbra von Greenstyle Creations. Eigentlich ein Sport-BH Schnittmuster. Aber ich wusste direkt, das wird mein perfektes Bikinioberteil.
Ein bisschen Schiss hatte ich schon, ob das mit der Verarbeitung gut klappen wird, aber ich wusste auch, den Stoff kann ich eh für nix anderes verwenden, also los gehts.
Zuerst hab ich mich mal informiert, was ich überhaupt alles brauche. Davor hatte ich nämlich den meisten Bammel, dass ich nicht alle „Zutaten“ finden würde. Den schwarzen Badelycra für den Kontrast hab ich von Decoline, den gibts auch online und in vielen Farben und ich kann ihn sehr empfehlen. Er glänzt auf der rechten Seite allerdings ein bisschen, weil er auch unter die Rubrik Tanzstoff fällt, man könnte ihn aber auch einfach mit der linken Seite nach außen verarbeiten.
Da ich schon wusste, dass das Bikinihöschen die Victoria von Pattydoo werden sollte, hab ich mir die Tipps aus dem Video angeguckt und dementsprechend gecheckt ob noch genug Framilastic im Stash vorhanden war.
Bauschgarn, was fürs nähen empfohlen wird, hab ich ebenfalls gekauft und mich schon aufs Nähen gefreut, das wollte ich nämlich immer mal ausprobieren. Spoiler: Bin begeistert!
Und dann kam das Problemkind: Badefutterstoff. Das konnte ich nicht so einfach offline bekommen und hab erstmal ein bisschen Netzfutterstoff gekauft. Spart euch das, bringt nix. Das Oberteil hab ich mit dem schwarzen Lycra gefüttert, das geht auch ganz gut, beim nächsten Mal würde ich aber richtiges Badefutter verwenden, denn das ist weniger dehnbar wie Lycra und gibt demnach noch mehr Stabilität und verhindert, dass der rutschige Stoff auf der Haut rumrutscht. Wobei das zum Glück kein riesiges Problem darstellt.
Das richtige Badefutter hab ich nachdem das Oberteil fertig war für das Höschen doch noch bei Sewy nachbestellt, zusammen mit 8mm Framilon für die Beinaussschnitte des Höschens. Ach ja, und 2,5cm breites Badegummi für das Unterbrustband hab ich dort auch gefunden. Ganz wichtig, denn der Bikini soll schließlich auch im Meer und gechlorten Schwimmbad getragen werden.
Zum Schnittmuster kann ich nur sagen. Super! Generell sehen alle Schnittmuster von Greenstyle Creations wirklich cool aus - die Marke hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm vor besagtem Instagrampost. Es gibt ein Video Sewalong zusätzlich zur Anleitung, was ich ganz gut fand, hab ein paar Mal reingeschaut. Einziges Manko: Unglaublich lange Einzelteile und man kann sich nur sehr schwer zurechtfinden, weil alle 5 verschiedenen Versionen des Powersportsbra dort genäht werden, und man sehr viel überspringen kann. Da wäre eine kleine Legende ab welcher Minute was passiert ganz hilfreich. Aber Jammern auf hohem Niveau ;-).
Ich hab am Schnitt nichts geändert, außer dass ich ein etwas schmaleres Unterbrustband nehmen musste, da es bei uns Badegummi wohl nur bis maximal 2,5cm gibt. Um die Größe, die man nähen soll, zu ermitteln misst man die Unterbrustweite, die Oberbrustweite und bekommt aus der Differenz die Cupgröße. Die Unterbrustweite bestimmt die generelle Größe. Ich habe Größe 30C genäht und wie man sieht, passt es wirklich super.
Am meisten Respekt hatte ich davor die Träger zu nähen, denn die sind ja super fitzelig dünn und wer schonmal versucht hat bewaffnet mit einem Kochlöffel oder diesem Metallding mit dem Clip oben, der bei mir immer aufgeht, oder anderen Hilfsmitteln einen Schlauch zu wenden und frustriert das ganze Ding in die Ecke geworfen hat, weiß wovon ich rede. Aber die Methode hier hat mir echt die Augen geöffnet: Die Bänder werden mithilfe einer Sicherheitsnadel gewendet!
Das geht so easy und macht so viel Spaß, schaut euch einfach nur dieses Video mit super Tips an. Bei diesem dehnbaren Stoff funktioniert das besonders gut und ich kann es nicht erwarten das ganze mal mit Webware auszuprobieren. Ich war auf jede Fall völlig begeistert und hab die Bänder wie am Fließband produziert.
Was ich auch wirklich cool finde, ist die Verarbeitung mit dem Framilastic. Es wird auf jede „Ausschnittsnaht“ auf die Nahtzugabe drauf genäht und das macht, dass das Oberteil überall wirklich gut anliegt. Es sind ja doch einige Rundungen enthalten bei denen etwas aufklaffen könnte, aber das hat wirklich gut geklappt.
So, und jetzt noch zum Covern. Ich hab das erste Mal Bauschgarn verwendet und hab ja schon 1000mal gelesen wie toll das ist. Jetzt könnt ihr das hier auch nochmal lesen. Ich hatte während des kompletten Nähprozesses keinen einzigen Fehlstich und das Stichbild sieht überall so super aus! Und das beste: Ich hab überhaupt keine Angst, dass mir die Nähte reißen könnten, wenn ich das Top mal wieder etwas hektisch aus oder anziehe, denn die dehnen sich wirklich super mit. Damit die Covernaht so schön mittig auf der unterliegenden Naht sitzt musste ich ein bisschen ausprobieren, aber wenn man einmal die richtige Einstellung gefunden hat, sieht jede Naht gleich aus. Ich hab hier die Nahtzugabe immer nach links in Richtung des bunten Stoffs geklappt und die Mitte zwischen linker und mittlerer Covernadel an der rechtesten Overlocknahtlinie ausgerichtet. Da gibt es auf dem Janome-Fuß sogar einen kleinen Punkt auf dem durchsichtigen Nähfüßchen. Man muss nur aufpassen, dass die Overlocknaht auf der man covert ganz flach liegt.
Das Bikinihöschen hab ich, wie gesagt nach der Anleitung „Victoria“ von Pattydoo in Größe 38 genäht. Ein echter Augenöffner war das Annähen des Gummibands am Beinausschnitt. Bei meinen wenigen Unterhosennähversuchen hab ich nämlich das Gummiband immer vorher abgemessen und zum Ring genäht und danach gleichmäßig gedehnt angenäht. Hier wird aber nur in der Rundung am hinteren Schnittmusterteil gedehnt, der Rest wird ohne Dehnung angenäht. Und das sitzt soooo viel angenehmer. Davor hat mir nämlich das Gummi immer ins Bein eingeschnitten.
Generell ist der Tragekomfort des Bikinis wirklich klasse: Den Springtest (an Land und ins Wasser) hat er auch schon bestanden, jep, alles bleibt, wo es soll! Und wenn es im Urlaub (hoffentlich!) hohe Wellen gibt, dann hab ich auch keine Angst, dass der Bikini die Fliege macht. Und das Beste: keine nervigen Bügel oder pieksigen Verschlüsse am Rücken. Man könnte in dem Ding schlafen so bequem ist es.
Bisher hatte ich meistens gekaufte Bikinis mit abnehmbaren Trägern, da ich doch relativ schnell braun werde und ich die hellen Bikiniabdrücke nicht so schön finde. Hier hatte ich eigentlich keine großen Erwartungen und hatte geplant den Bikini einfach mit anderen abzuwechseln, wenn nicht so viel Wasseraction ansteht, damit die Abdrücke nicht entstehen. Aber dann hab ich festgestellt, dass ich die Träger einfach runter schieben kann und das Bikinitop bleibt wo es ist. Nochmal ein großes Plus!
Der Badeanzugstoff ist auch sehr angenehm zu tragen, er trocknet sehr schnell und ich hoffe sehr, dass er nicht allzu schnell ausbleicht. Aber falls doch, näh ich mir sehr gerne einfach nochmal einen, das ging nämlich echt schnell und hat mega Spaß gemacht, denn der Lycra lässt sich erstaunlich gut verarbeiten. Und weil das so nähen so cool war und ich noch super viel Stoff übrig hatte, zeige ich euch im nächsten Beitrag die passende Sporthose! Das Bikinioberteil kann man nämlich super gut auch als echten Sport-BH verwenden. Aber da ich jetzt schon so viel geschrieben habe, werden die Details in den nächsten Beitrag verschoben.
Ich hab übrigens eine ganze Weile darüber nachgedacht, ob ich den Bikini überhaupt angezogen zeigen soll. Aber das hier ist ein Nähblog und da geht es nicht um mich, sondern nur darum andere zu inspirieren (vorrangig dazu einen Bikini zu nähen, aber dann eventuell auch Bikini-Bilder ins Netz zu stellen, haha)! Und man kann ein Schnittmuster wirklich nur beurteilen, wenn man auch den Sitz sieht, deswegen bin ich heute mal mutig. Zu dem Bikinihöschen gab es nämlich beispielsweise nur 2 Versionen, die ich online gefunden habe: die Pattydooversion aus dem Ebook und die Version von Smalino. Da muss doch definitiv noch mehr Anschauungsmaterial her, oder was meint ihr?
Passend zum Thema „Meine Urlaubsgarderobe“ beim MeMadeMittwoch wandert dieser schöne Bikini definitiv in den Koffer, denn beim Schnorcheln und Baden im Urlaub wird er mir bestimmt gute Dienste leisten.
Bis bald,
eure Nina
Verlinkt bei CreativeLovers, Du für Dich am Donnerstag, MeMadeMittwoch
16 Kommentare:
Hallo ihr Lieben,
ich freue mich sehr über jeden Kommentar :-) Danke für diese tolle Community!
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Danke für die ausführliche Beschreibung dieses tollen Bikinis! Sollte ich mich je trauen, einen Bikini zu nähen, werde ich Deine Tips beherzigen.
AntwortenLöschenDein Bikini ist wirklich toll geworden, die Farben strahlen richtig, der Schnitt passt Dir perfekt, Du siehst einfach toll aus!
Viele Grüße
Anke
Klasse! Applaus einmal für den hübschen Bikini (ich feiere die Träger, das sieht echt toll aus und den Tipp der Sicherheitsnadel habe ich direkt im Kopf abgespeichtert) und zum anderen Applaus für die tollen Fotos! Ich habe mir auch gerade zwei Bikinioberteile/BHs genäht und die Fotos online gestellt. Es war ein eigenartiges Gefühl, aber im Schwimmbad sieht uns so ja auch jeder. Machst auf jeden Fall eine tolle Figur mit Deinem neuen Bikini. Und generell sollten wir doch alle mehr Mut haben, uns zu zeigen. Denn schlussendlich sind wir alle gut so, wie wir sind! (Das muss nun nur noch im Kopf ankommen)
AntwortenLöschenHallo Nina,
AntwortenLöschenda kann ich nur sagen "Hammer". Was für eine tolle Näh-Arbeit.
Ich bin sprachlos. Und es steht dir super gut.
Viele Grüße
von Sarina (Schnittvielfalt)
Boah - also echt. Diesen Bikini muss man angezogen sehen, mit Deiner Figur sieht das doch total toll aus. Ich hab auch mal einen Bikini von Named Pattern genäht, war allerdings mit meinem Versuch nicht zufrieden, werde es wohl nicht noch einmal wagen. Deiner hingegen sieht für mich perfekt verarbeitet aus. Und wenn er dann auch noch so gut sitzt, wie Du schreibst - was will man mehr! Meinen Respekt hast Du. LG Anke
AntwortenLöschenKlasse! Schöner Bikini, toller Bericht, schöne Fotos. Wunderbare Ferien für dich.
AntwortenLöschenGruß Mema
Wow!
AntwortenLöschenToller Stoff und schöner, sportlicher Schnitt; ein superschönes Einzelstück.
LG von Susanne
Super gelungen und sieht klasse aus! Und da alles passt und bleibt, wo es soll, animiert er echt zum Nachnähen. (Ich trage nur seit ca. 35 Jahren keinen Bikini mehr, daher werde ich ihn nicht nachnähen...)
AntwortenLöschenZum Wenden der schmalen Bänder kenne ich nur die Sicherheitsmethode (hat mir meine Mutter so vor zig Jahren beigebracht, lustig, wie manche Sachen "verloren" gehen), die anderen Methoden sind mir etwas suspekt. Ja, und Bauschgarn - nix besseres! Geht auch im Rollsaum gut.
Liebe Grüße
Ines
Also ich muss sagen: der Bikini ist wirklich super gelungen und du machst mir Mut, es auch einmal zu versuchen. Bisher habe ich ja nur eine Bikinihose länger gemacht. Hm. Aber nun weiß ich, wo ich nachschauen kann. Danke für deine ausführliche Beschreibung und den Mut, dich komplett zu zeigen. Du hast auch die Figur dafür. Aber ich kann mir vorstellen, dass es dich trotzdem Überwindung gekostet hat. Jetzt bin ich gespannt, wie es mit der Sporthose weiter geht.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Elisabeth
Hey Nina,
AntwortenLöschendein Bikini ist toll! Obwohl Pink mich persönlich nicht so begeistert finde ich ihn super. Er steht dir richtig gut, man sieht, dass er gut sitzt und weil er dein erster Bikini ist bin ich ja sowieso super froh, dass es so gut geworden ist. Ich trage seit zwei Jahren übrigens auch einen Sport-BH als Bikini, wegen besagter Bequemlichkeit und Optik. Der ist schlicht schwarz, was mir aber gefällt, und erfüllt auch seinen Zweck. Nur bin ich noch nie darauf gekommen die Träger runter zu schieben und habe immer ein Autobahnkreuz auf dem Rücken, das muss ich beim nächsten Mal definitiv ausprobieren!
Ich wünsche dir einen ganz tollen Sommer in dem Bikini, und sollte meiner mal den Geist aufgeben werde ich mich an deinem Beitrag orientieren wenn ich einen neuen nähe :)
Super! Ich denke auch schon eine Weile übers Selbstnähen von Bademode nach. Das schaut so unheimlich super aus (und du kannst dich ja wohl echt sehen lassen!), da gibt es kein Halten mehr! Schnittmuster werden sofort begutachtet...
AntwortenLöschenLG und viel Spaß im Urlaub,
Stef
Danke fürs zeigen! Der ist SUPER!
AntwortenLöschenLieber Gruß
Elke
Da passt ja alles perfekt zusammen, der tolle Stoff, zu dem Schnitt und deinem Körper... Ich gehe nicht oft baden, sollte abr mal und wenn ich mir dann endlich mal einen Bikini nähe, möchte ih auch so ein sportlihes Oberteil... Den schnitt schreibe ich mir direkt mal auf meine Liste. Vielen Dank für all die Tips... LG Sarah
AntwortenLöschenDas ist ja mal ein toller Bikini! Gute Idee, einfach einen Sport-BH-Schnitt dafür zu nehmen. Sollte ich jemals einen Bikini nähen, dann diesen.
AntwortenLöschenLG Marlene
Das sieht toll aus! Den Schnitt hattest du mir ja schonmal empfohlen - ich werde ihn auch auf jeden Fall ausprobieren fürs Yoga. Meine Biknini Nähversuche endeten vor Jahren mit einem Vintage Schnitt von einem Pariser Flohmarkt. Den hab ich aus Jersey probegenäht und die Paßform war so enttäuschend, dass ich seitdem den dafür schon bestellten Badelycra samt Zubehör im Schrank versteckt habe.
AntwortenLöschenGroßartig! Du hast die SToffe so gekonnt kombiniert, das schaut ganz großartig aus und passt Dir perfekt! Die Fotostrecke ist der Knaller, alles gut zu sehen, was die Nähcommunity sehen möchte und doch nicht zu viele Einblicke. Meine Bewunderung! LG Kuestensocke
AntwortenLöschenEinen ganz tollen Bikini hast du dir genäht, in dem würde ich mich auch wohl fühlen. Die schönen Fotos machen Lust aufs ausprobieren.
AntwortenLöschenLG, Heike